Full text: VII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (7)

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gesehen werden. Darauf folgte die Gründung des Imperial Institute und 
des Intelligence Branch sowie eine systematische Verbesserung des 
kaufmännischen Informationswesens und die Bewegung fand endlich 
in der Kündigung der englischen Handelsverträge ihren Ausdruck, 
wodurch England in die Lage versetzt wurde, mit den Kolonien 
Konventionen abzuschließen, in welchen den britischen Artikeln Zoll 
begünstigungen gegenüber den anderen Provenienzen gewährt werden 
können. Das Kolonialamt unterstützt diese Bewegung mit vollem Sach 
verständnis und einen besonderen Protektor hat dieses ganze System, 
wie bekannt, in dem vormaligen Minister Chamberlain. In einem Blau 
buche vom Jahre 1897 sind alle Gutachten über die Ursachen des 
erfolgreichen ausländischen Wettbewerbes in englischen Absatzgebieten 
gesammelt erschienen. In diesem Blaubuch finden sich sehr lehrreiche 
Darstellungen der Absatzverhältnisse in diesen Ländern sowie eine 
Reihe von wertvollen Winken für die kaufmännische Praxis. Zum 
größten Teile werden die Fortschritte der ausländischen Konkurrenz 
von 1884 bis 1894 behandelt. Die Berichte geben übereinstimmend als 
Gründe für die den Erwartungen nicht entsprechende Entwicklung des 
englischen Exportes an, daß die ausländischen Artikel häufig infolge 
der niedrigeren Produktionskosten bedeutend billiger auf den überseei 
schen Markt gebracht werden, daß insbesondere die deutschen Kaufleute 
dem Geschmack des Konsumenten mehr Rechnung tragen und auch in 
bezug auf Kreditgewährung viel entgegenkommender sind als die Eng 
länder. In der Einhaltung der Lieferungsfristen sind sie viel genauer und 
äußern in der Aufsuchung und Festhaltung ihrer Kunden eine viel 
größere Rührigkeit und Energie. Auch die Regiekosten der deutschen 
Häuser werden im Vergleich zu anderen als geringer bezeichnet. Die 
britischen Fabrikanten werden vielfach als zu konservativ erachtet 
und sollen angeblich viel weniger Zugeständnisse machen. Den Eng 
ländern wird auch vorgehalten, daß sie nicht immer die wirksame 
Reklame verstehen. Die Einwanderung fremder Elemente wird als be 
sonderes Förderungsmittel der Handelsbeziehungen mit dem Ausland 
bezeichnet. 
Seit Dezennien führt man in England einen nicht immer glücklich 
geleiteten Kampf gegen die ausländische, hauptsächlich die deutsche 
Konkurrenz, und die englische Regierung beauftragte ihre Konsuln wieder 
holt, die Ursachen der besseren Konkurrenzfähigkeit fremdländischer 
Artikel im Auslande zu erforschen und darüber zu berichten. 
Die handelsmuseale Idee fand in England im Jahre 1885 ge 
legentlich der indischen und Kolonialausstellung Eingang. Doch erst 
im Jahre 1892 gelangte das Projekt durch die Errichtung des Imperial 
Institute zur Durchführung. 
Das Imperial Institute in London wurde aus Anlaß des 
Regierungsjubiläums der Königin Viktoria im Jahre 1892 gegründet 
und im Mai 189.4 eröffnet. Für dasselbe wurden Geldsammlungen ver 
anstaltet, welche 500.000 £ ergaben. Davon ging die Hälfte in England, 
ein Fünftel in Indien und der Rest in den übrigen Kolonien ein. Durch
	        
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