104
gesehen werden. Darauf folgte die Gründung des Imperial Institute und
des Intelligence Branch sowie eine systematische Verbesserung des
kaufmännischen Informationswesens und die Bewegung fand endlich
in der Kündigung der englischen Handelsverträge ihren Ausdruck,
wodurch England in die Lage versetzt wurde, mit den Kolonien
Konventionen abzuschließen, in welchen den britischen Artikeln Zoll
begünstigungen gegenüber den anderen Provenienzen gewährt werden
können. Das Kolonialamt unterstützt diese Bewegung mit vollem Sach
verständnis und einen besonderen Protektor hat dieses ganze System,
wie bekannt, in dem vormaligen Minister Chamberlain. In einem Blau
buche vom Jahre 1897 sind alle Gutachten über die Ursachen des
erfolgreichen ausländischen Wettbewerbes in englischen Absatzgebieten
gesammelt erschienen. In diesem Blaubuch finden sich sehr lehrreiche
Darstellungen der Absatzverhältnisse in diesen Ländern sowie eine
Reihe von wertvollen Winken für die kaufmännische Praxis. Zum
größten Teile werden die Fortschritte der ausländischen Konkurrenz
von 1884 bis 1894 behandelt. Die Berichte geben übereinstimmend als
Gründe für die den Erwartungen nicht entsprechende Entwicklung des
englischen Exportes an, daß die ausländischen Artikel häufig infolge
der niedrigeren Produktionskosten bedeutend billiger auf den überseei
schen Markt gebracht werden, daß insbesondere die deutschen Kaufleute
dem Geschmack des Konsumenten mehr Rechnung tragen und auch in
bezug auf Kreditgewährung viel entgegenkommender sind als die Eng
länder. In der Einhaltung der Lieferungsfristen sind sie viel genauer und
äußern in der Aufsuchung und Festhaltung ihrer Kunden eine viel
größere Rührigkeit und Energie. Auch die Regiekosten der deutschen
Häuser werden im Vergleich zu anderen als geringer bezeichnet. Die
britischen Fabrikanten werden vielfach als zu konservativ erachtet
und sollen angeblich viel weniger Zugeständnisse machen. Den Eng
ländern wird auch vorgehalten, daß sie nicht immer die wirksame
Reklame verstehen. Die Einwanderung fremder Elemente wird als be
sonderes Förderungsmittel der Handelsbeziehungen mit dem Ausland
bezeichnet.
Seit Dezennien führt man in England einen nicht immer glücklich
geleiteten Kampf gegen die ausländische, hauptsächlich die deutsche
Konkurrenz, und die englische Regierung beauftragte ihre Konsuln wieder
holt, die Ursachen der besseren Konkurrenzfähigkeit fremdländischer
Artikel im Auslande zu erforschen und darüber zu berichten.
Die handelsmuseale Idee fand in England im Jahre 1885 ge
legentlich der indischen und Kolonialausstellung Eingang. Doch erst
im Jahre 1892 gelangte das Projekt durch die Errichtung des Imperial
Institute zur Durchführung.
Das Imperial Institute in London wurde aus Anlaß des
Regierungsjubiläums der Königin Viktoria im Jahre 1892 gegründet
und im Mai 189.4 eröffnet. Für dasselbe wurden Geldsammlungen ver
anstaltet, welche 500.000 £ ergaben. Davon ging die Hälfte in England,
ein Fünftel in Indien und der Rest in den übrigen Kolonien ein. Durch