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und in den überseeischen Gebieten sorgen gewiß ungleich besser für
die Bekanntmachung der englischen Waren, als dies Handels-Museen
im Auslande durchzuführen vermöchten.
In Manchester besteht seit langem der Plan, ein Handels-Museum
zu errichten, zu welchem Zwecke sich die dortige Handelskammer mit
der Staatsregierung ins Einvernehmen gesetzt hat. Mit dem Handels-
Museum soll eine ständige Ausstellung von Rohmaterialien der Kolonien,
Indiens und anderer Länder, sowie der Verwendung derselben ver
bunden werden, welche fortwährend ergänzt werden soll, damit sie
den neuesten Verhältnissen entspricht.
Private Handels-Museen wurden in England von mehreren Unter
nehmern, so z. B. von dem Fachblatte »Seils commercial intelligence«
gegründet und haben je nach der mehr oder weniger kommerziellen
Leitung verhältnismäßige Erfolge erzielt Ein solches Handels-Museum
wurde unter anderem durch den englischen Konsul in Curagao (Nieder-
ländisch-Westindien) ins Leben gerufen, welcher die zahlreichen Waren
muster, welche von englischen Firmen an ihn gesandt wurden, in einer
eigenen Abteilung vereinigte, welche den Händlern daselbst und den
jenigen der benachbarten Republiken einen Teil der englischen Pro
duktion vorführt. Der englische Konsul erteilt auch alle hierauf bezüg
lichen Auskünfte, wofür er sich die Preise und sonstigen Angaben er
beten hat, doch vermittelt er selbstredend keinerlei Geschäfte, sondern
weist die Besucher zur direkten Auftragserteilung an.
Im Jahre 1900 wurde in Sansibar ein englisches Musterlager
errichtet, welches auch alle auf dieses Handelsgebict bezüglichen Aus
künfte erteilt. Private englische Musterlager bestehen in allen Teilen
der Welt.
In Neu-Seeland und anderen britischen Kolonien wurde wieder
holt der Vorschlag gemacht, ein internationales Handelsbureau in
London zu errichten.
Im Jahre 1887 wurde in London eine Exportbörse einge
richtet, in welcher sich Muster, Bureaus, Dolmetscher und Informations
bureaus finden.
Den englischen Ansichten entsprechend, wurde die Gründung
von Handelskammern im Auslande der privaten Initiative über
lassen. Die Regierung beschränkte sich auf eine wohlwollende Haltung
gegenüber diesen Institutionen, ohne sich an deren Erhaltung zu be
teiligen. Diese Verhältnisse bestehen auch gegenwärtig noch, obwohl
bereits mehrfach Stimmen zur Geltung gelangen, die eine direktere
Förderung dieser Kammern als wünschenswert bezeichnen. Dabei
muß auch noch beachtet werden, daß England in seinen Kolonien
und Protektoraten weit über 100 Handelskammern besitzt, und daß
außer diesen verhältnismäßig wenige Gebiete für die Errichtung von
Handelskammern in Betracht kommen können. Tatsächlich bestehen
auch nur einige Handelskammern im Auslande, und zwar in Paris,
Nizza, Genua, Konstantinopel, Alexandrien, Tunis und Shanghai. Die
älteste englische Handelskammer ist diejenige in Paris, welche im
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