Niederlande.
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Seit vielen Jahren bildet in den Niederlanden die Frage der
Förderung des Außenhandels ein seitens aller Interessenten ständig
behandeltes Thema. Die Kritik, welche wiederholt über den holländi
schen Konsulardienst gefällt wurde, führte, ähnlich wie in anderen
Ländern, zu verschiedenen Interpellationen und Vorschlägen behufs
Reform dieses Dienstes.
Auch die Forderung nach einer Zentralhandelsförderungsstelle
wurde wiederholt erhoben, doch hat die Regierung diese Anregungen
ebenso oft mit der Begründung abgelehnt, daß das Ministerium des
auswärtigen Dienstes alle gewünschten Auskünfte erteilt. Für Informations
reisen der Konsulatsbeamten und Auslagen im Interesse von Handel
und Industrie werden von diesem Ministerium jährlich 15.000 fl.
beansprucht.
Im Jahre 1903 wurde von seiten des Ministeriums der öffent
lichen Arbeiten an die Handelskammern die Frage gerichtet, ob sie
die Errichtung eines »holländischen Handels- und Industrie-
Amtes« als wünschenswert anerkennen. Die Regierung betrachte eine
solche Zentralstelle als wichtig, doch handelt es sich um die Lösung
der Frage, ob ein solches Amt von öffentlichen oder privaten
Faktoren errichtet werden soll. Das in demselben Jahre tatsächlich
begründete Bureau soll die Beziehungen des holländischen Handels,
der Industrie, des Ackerbaues, der Fischerei und der Schiffahrt mit
dem Auslande durch praktische Informationen verschiedenster Art
fördern. Das Bureau gliedert sich in vier Abteilungen, und zwar für In
formationen über auswärtige Handelsbeziehungen, Lesesaal und Aus
stellungen, Kolonialmuseum und Laboratorium, Administration. Die
Ausstellungen werden in Verbindung mit dem Kolonialmuseum in
Hartem veranstaltet. Da dieses Amt erst seit kurzem funktioniert, läßt
sich seine Tätigkeit noch nicht beurteilen.
Die erste niederländische Handelskammer im Ausland
entstand 1890 in London. Sie zählt derzeit über 300 Mitglieder
(Holländer und Engländer), gibt einen Jahresbericht heraus, und ent
wickelt insbesondere im Interesse der holländischen Landwirtschaft
und des Exportes landwirtschaftlicher Produkte aus Holland eine
anerkennenswerte Wirksamkeit. Für alle Auskünfte, die nur an Mit
glieder erteilt werden, ist je 1 sh. zu entrichten. Sie ist in den Londoner
Geschäftskreisen angesehen und beliebt. Nach ihrem Muster bildete
sich eine niederländische Handelskammer in Hamburg, die jedoch
nach einigen Jahren aufgelöst wurde. Im Jahre 1902 wurde eine
niederländische Handelskammer in Brüssel ins Leben gerufen, welche
derzeit über 100 Mitglieder zählt. Der Jahresbeitrag beträgt 20 Francs.
Sie veröffentlicht alljährlich einen Bericht, und entfaltet eine rege
Tätigkeit in ihren sechs ständigen Kommissionen für Kleinhandel und
Handwerk, Großhandel, Fabriksindustrie und Schiffahrt, Eisenbahnen,
Post und Telegraphen, Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei,