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Die Handelskammer in Paris wurde im Jahre 1887 ins Leben
gerufen und zählt derzeit über 100 Mitglieder. Sie gibt monatliche
und Jahresberichte heraus. Der Jahresbeitrag beträgt 50, beziehungs
weise 25 Francs. Die wertvollste Tätigkeit der Pariser Handelskammer
besteht in der Auskunftserteilung. Kreditauskünfte werden nur Mit
gliedern gegeben. Die Kammer verfaßt auch Spezialberichte an die
heimische Regierung. Sie steht mit den vaterländischen Handels-'
kammern und den ausländischen Handelskammern in Paris in regem
Verkehr. Ihr Jahresbericht ist nicht so eingehend bearbeitet wie der
jenige der Koristantinopler Kammer; er enthält hauptsächlich statistische
Tabellen über den Handelsverkehr zwischen Frankreich und Österreich-
Ungarn, den Rechenschaftsbericht und ein Verzeichnis der eingegangenen
Publikationen und Zirkulare der französischen Generalzolldirektion. Die
unmittelbare Geschäftsführung besorgt ein aus dem geschäftsführenden
Ausschuß gebildetes Exekutivkomitee, welches sich jede Woche zu einer
Sitzung versammelt.
Die Handelskammer in London entstand im Jahre 1893 und
hat gegenwärtig über 100 Mitglieder. Sie stellt eine selbständige
freie Organisation dar und gibt einen Jahresbericht heraus. Die Mit
gliedschaft ist an keine Nationalität gebunden. Der Jahresbeitrag
beträgt l 1 /, £. Sie erhielt schon im zweiten Jahre eine staatliche
Subvention“ von 50 £, die im dritten Jahre verdoppelt: wurde Dem
heimischen Handel hat die Kammer manche Dienste geleistet, da sie
mit der englischen Kaufmannschaft und den Behörden auf gutem Fuß
steht. Ihre bedeutendste Wirksamkeit entfaltet sie durch die Erteilung
von Auskünften. Sie beteiligte sich wiederholt an der Veranstaltung von
Ausstellungen, erstattet Spezialberichte über verschiedene für österreichi
sche Handelskreise wichtige Materien und versucht die Interessen der
nach England kommenden Kaufleute aus der Monarchie zu fördern.
Im Jahre 1903 bildete sich eine österreichisch-ungarische Handels
kammer in Melbourne, die an 40 Mitglieder zählt und einen Jahres
bericht publiziert. Der Jahresbeitrag beträgt eine Guinea.
Auf dem Gebiete der Exportförderung betätigen sich zahlreiche
Vereinigungen Österreichs, von welchen die wichtigsten im nach
folgenden besprochen werden sollen.
Die Gründung des österreichisch-ungarischen Export
vereines in Wien wurde durch den Bericht eines Komitees der
niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer veranlaßt, welches
behufs Beratung der zweckentsprechenden Maßnahmen zur Förderung
des Exportes eingesetzt wurde und als geeignetstes Mittel zur Hebung
des österreichischen Außenhandels die Gründung eines Exportvereines
bezeichnete. Die Handelskammer unternahm selbst die vorbereitenden
Schritte bei den kompetenten Behörden. Am 30. Jänner 1872 fand
die konstituierende Generalversammlung des österreichisch-ungarischen
Exportvereines statt und das k. u. k. Ministerium des Äußern richtete kurze
Zeit darauf an sämtliche Konsulate ein Zirkularschreiben, in welchem
es von der Gründung dieses Vereines Mitteilung macht und denselben