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enqueten in Wien, Prag und Pilsen durchgeführt, in welchen die
Lage des österreichischen Außenhandels sowie Reformvorschläge aller
Art zur eingehenden Erörterung gelangten. Diese Beratungen haben
insbesondere das hierauf bezügliche Material präzisiert, ohne viel
Neues zu bieten. Als eine Folge derselben stellt sich die Schaffung des
Industrie- und Landwirtschaftsrates dar, welcher die stetige
Fühlung mit Handel und Industrie ermöglichen soll. Die Schaffung
dieser Institution wurde bereits im Jahre 1896 vom Zentralverband
der Industriellen und im Jahre 1897 im Abgeordnetenhaus angeregt.
Der Beirat besteht aus zwei Sektionen, wovon die eine dem k. k.
Handelsministerium für Angelegenheiten des Handels und der Industrie,
die andere dem k. k. Ackerbauministerium für die Land- und Forst
wirtschaft sowie das Montanwesen beigegeben ist. Die Mitglieder
werden von den Handels- und Gewerbekammern, den industriellen
Verbänden und Vereinen sowie von dem betreffenden Minister ernannt.
Der Industrierat hat eine besondere Exportabteilung, welche sich mit
den Maßnahmen und Einrichtungen zum Zwecke der Förderung des
Außenhandels beschäftigt. Von den übrigen Vorschlägen und Projekten,
welche nicht ausgeführt wurden, verdienen vielleicht noch folgende
Erwähnung: Die Gründung einer großen Exportbank mit einem Kapital
von 10 Millionen Kronen, welches Projekt daran scheiterte, daß von
der Regierung die Garantie eines bestimmten Erträgnisses, beziehungs
weise große Zuschüsse verlangt wurden. Das zweite Projekt, die Er
richtung einer österreichischen Export- und Kolonialgesellschaft, wurde
von einem Komitee in Prag propagiert. Diese Gesellschaft sollte, ohne
selbst Handel zu treiben, den Unternehmungen in Böhmen einen Ver
einigungspunkt für gemeinschaftliche Exportunternehmungen bieten
und alle Exportbestrebungen fördern sowie die Kolonialpolitik pflegen.
Musterlager österreichischer Erzeugnisse wurden im
Ausland wiederholt ins Leben gerufen und haben je nach der
Organisation und Leitung verschiedene praktische Resultate ergeben.
So veranstalteten vor kurzem österreichisch-ungarische Interessenten mit
Unterstützung der niederösterreichischen Handelskammer und des Kon
sulates in Malta eine Musterausstellung von Artikeln, welche für den
Import dortselbst geeignet erscheinen. Im Juli 1903 wurde ein per
manentes Musterlager österreichischer Erzeugnisse durch die
österreichisch-russische Transportgesellschaft in Warschau errichtet.
Das Musterlager vermittelt auch Aufträge an Produzenten. Die Aus
stellung wurde von 50 Unternehmungen beschickt, und es wurde ein
Katalog publiziert, welcher den Interessenten unentgeltlich übermittelt
wird. Das Musterlager macht auch vertrauenswürdige und sachver
ständige Vertreter auf allen russischen Handelsplätzen namhaft.
Seit vielen Jahren taucht immer wieder der Plan einer großen
österreichischen Ausstellung in London auf. Nachdem bereits
eine kleine Ausstellung stattgefunden hat, soll nun im Jahre 1906 eine
große derartige Veranstaltung folgen. Der Wert einer solchen Aus
stellung liegt vor allem in der Möglichkeit der Anknüpfung dauernder