Full text: VII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (7)

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der freien Entwicklung und die indirekte Unterstützung schaffen 
günstige Chancen für den Handel und dieser allein bedarf der Kauf 
mann jeder Nation. Dann entwickelt sich der Handel auch ohne 
direkte obrigkeitliche Förderung zufriedenstellend für die Unter 
nehmer und den Staat. 
Durch private Initiative entstand ein Handels-Museum (Musöe 
commercial Ottoman) in Konstantinopel, dessen Statut durch Irade vom 
30. Dezember 1890 sanktioniert wurde. Dasselbe stand unter dem Pro 
tektorate des Ministeriums für Handel und öffentliche Arbeiten, ohne jedoch 
vom Staat oder der Stadt irgend welche Unterstützung zu erhalten. Sein 
Ziel war, zur Vervollkommnung der nationalen Industrie und zur Aus 
dehnung der Handelsbeziehungen der Türkei mit dem Auslande beizu 
tragen. Das Handels-Museum zerfiel in zwei Sektionen; die eine umfaßte 
Muster der heimischen Produktion, insbesondere Bodenprodukte und 
hausindustrielle Erzeugnisse, die zweite Sektion war für Muster aus 
ländischer Waren reserviert, unter welchen insbesondere eine umfang 
reiche Kollektion japanischer Artikel bemerkenswert war. Mit dem 
Museum stand ein Informationsbureau und eine Bibliothek in Ver 
bindung, welche nicht nur kommerzielle Journale, Revuen und Werke, 
sondern auch Preiskurante und Prospekte über verschiedene Waren 
enthielt. Die Einkünfte des Institutes setzten sich aus den Gebühren 
für die Platzmiete seitens der Aussteller sowie aus den Abonnements 
beträgen, welche die Kaufleute und Industriellen für das Recht der 
Inanspruchnahme der Dienste des Informationsbureaus zahlten, zu 
sammen. Für den Betrag von 46 Francs jährlich übermittelte die 
Direktion den Abonnenten auch Nachrichten über Preise der Waren, 
die Absatzmöglichkeiten, die Kreditfähigkeit von Firmen und andere 
Handel und Industrie betreffende Fragen. Die Anstalt besorgte ferner 
die notwendigen Formalitäten behufs Erlangung von Patenten oder 
des Marken- und Musterschutzes. Das Museum nahm außerdem auf 
die exponierten Muster Aufträge entgegen, welche den Ausstellern 
unverzüglich übermittelt würden. Wenn die Aussteller in Konstantinopel 
keine Vertretung besaßen, hatten sie für diese Vermittlung die handels 
übliche Gebühr zu entrichten. An mehreren ausländischen Handels 
plätzen wurden Musterlager eingerichtet, so 1893 in Tokio, die 
sämtlich nach kurzem Bestände eingingen. Das Museum hat nur eine 
sehr bescheidene Tätigkeit entwickelt, die es bald nach seiner Gründung 
wieder einstellte. 
Anfang 1898 wurde aufs neue auf Veranlassung des Handels 
ministers und der türkischen Handelskammern ein Handels-Museum ins 
Leben gerufen, welches jedoch bei den auswärtigen Firmen nicht den 
notwendigen Anklang fand und daher auch keine besondere Tätigkeit 
entfalten konnte. 
Am 2. Februar 1905 hat sich unter dem Namen »Chambre de 
Deleguüs du commerce etranger« in Konstantinopel eine inter 
nationale Handelskammer in der Form eines ständigen Aus 
schusses von 18 Mitgliedern gebildet, der sich zunächst mit den
	        
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