42
gesetzgebenden Körperschaften angenommen wurde. Durch fürstlichen
Ukas wurde das Fürstentum in vier Handelskammerrayons eingeteilt,
wofür die Kammern in Sofia, Philipoppel, Rustschuk und Varna bestehen.
Diese Korporationen widmen sich, allerdings in ganz verschiedenem
Grad, der Förderung des bulgarischen Außenhandels. So richtete die
Handelskammer in Sofia im Jahre 1904 ein eigenes »Bureau de
R e n s e i g n e 111 c 111 s« ein.,- welches sowohl inländischen als auch aus-
ländischen Kaufleuten die verschiedensten Auskünfte über Import- und
Exportartikel, Zölle, Gemeindeabgaben, Frachtkosten, Kreditfähigkeit
von Firmen etc. gratis erteilen soll. Auch wurden die am Außenhandel
beteiligten Firmen aufgefordert, ihre Kataloge, Prospekte und Preis
listen dem Bureau zu überlassen, um den Interessenten die Einsicht
nahme gewähren zu können. In Rustschuk hat die Handels- und
Industriekanaifi er ein Landwirtschafts- und Gewerbe-Museum
eingerichtet, in welchem die Produkte der Landwirte und Gewerbe
treibenden des Bezirkes zur Ausstellung gelangen.
Im Jahre 1896 wurden Instruktionen für bulgarische Staatshandels
agenturen' im Auslande entworfen. Außerdem wurde. die Errichtung von
Handelsabteilungen bei den wichtigsten diplomatischen Agentien in
Aussicht genommen. Die Agenturen haben an das Ministerium des
Äußern und an das Handelsministerium Berichte über die ökonomische
*p a ge, Handel, Industrie und Landwirtschaft des betreffenden Landes
zu erstatten. Diese Handelskorrespondenten, wie sie auch genannt
werden, sind angesehene praktische Kaufleute, welche den Absatz
bulgarischer Produkte auch praktisch zu fördern haben. Im Laufe der
letzten Jahre wurden mehrere offizielle Handclsagentien, so m
Wien, Prag, Budapest, Odessa, Paris und Antwerpen ins heben
gerufen, von welchen jedoch die letztgenannte im Jahre 1902 wieder
aufgelassen wurde, was die bulgarischen Geschäftskreise als ungerecht
fertigt ansehen. Dieselben fordern vielmehr, daß die kommerziellen
Vertretungen des Fürstentumes bedeutend vermehrt werden und vor
allem solche Agentien in Marseille und Mailand errichtet werden,
weil diese Plätze für den stets wachsenden bulgarischen Kokonsexport
besondere Bedeutung haben.
In neuester Zeit (1903) wurde bei einer 'Priester Firma eine
ständige Ausstellung bulgarischer Erzeugnisse errichtet, wodurch
speziell' der Absatz derselben nach jenen Ländern gefördert werden
soll, für welche Triest als Einkaufsplatz Geltung hat.
Der Initiative des Sekretärs der Handels- und Industriekammei
in Sofia verdankt der bulgarische Exportverein, welcher anfangs
1898 entstand, seine Gründung. Der Verein bemüht sich im Rahmen
seines Wirkungskreises anregend zu wirken.
Der Ausgestaltung des kaufmännischen und gewerblichen Unter
richtswesens wendet man in neuerer Zeit einige Aufmerksamkeit zu,
um durch Erhöhung der fachlichen Ausbildung die Konkurrenzfähig
keit und Initiative der produzierenden Kreise zu entwickeln.