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allgemeine Bildungsstufe, die technische Begabung und die Reiselust
der Deutschen, der Aufschwung, das gehobene Selbstbewußtsein und
das Ansehen seit 1870, die strammere Erziehung zur Genauigkeit, Sorgfalt
und Arbeitsamkeit, ferner die Genügsamkeit und Strebsamkeit. Einige
hindernde Momente, deren Erörterung bei keinem Lande innerhalb
dieser Studie erforderlich scheint, können die praktischen Resultate durch
die günstigen Verhältnisse und Eigenschaften nur wenig herab drücken.
Trotz der großen Initiative und der jahrhundertelangen kauf
männischen Praxis sowie des steigenden Selbständigkeitsgefühles machen
sich auch im Deutschen Reiche wachsende Bestrebungen geltend, die
eine direktere und größere Förderung des Außenhandels durch die
Regierungen fordern.
Obgleich diese Bewegung sich meist nur in theoretischen Erörterungen
äußerte und bisher keine bedeutendere Staatsinstitution hiefür entstand,
ist doch dadurch eine viel weitergehende Unterstützung des Außen
handels seitens der Reichsämter und einzelner Bundesregierungen ein
geleitet worden.
Eine hervorragende Tätigkeit auf dem Gebiete der Exportförderung
entfaltet seit Jahren das Reichsamt des Innern. Das von demselben seit
1884 im Verlage von Mittler & Sohn, Berlin, herausgegebene »Deutsche
Handelsarchiv« bildet eine gute Informationsquelle über die Gesetz
gebung und Statistik der verschiedenen Staaten und enthält in seinem
zweiten Teil die Berichte der Konsuln und Handelsattaches.
Um den Industrie- und Handelsbetrieben rascher geeigneteres
Informationsmaterial ohne Kosten zur Verfügung zu stellen, gibt das
Reichsamt des Innern seit 1899 in Karl Heymanns Verlag, Berlin W.,
»Nachrichten für Handel und Industrie« heraus, welche zwei-
bis dreimal wöchentlich einseitig bedruckt, wie die Zeitungskorrespon
denzen, erscheinen und jedem Interessenten auf sein Ersuchen unent
geltlich übersandt werden. Sie erweisen sich als gute Informationsquelle. Die
Veröffentlichung der Berichte der Konsuln und Handelsberichterstatter
erfolgt darin in kürzerer und für die Praxis verwendbarerer Form. Diese
Nachrichten enthalten aber auch Mitteilungen aus der auswärtigen
Presse und aus Publikationen von Handelsförderungsinstituten, soweit
sie für den deutschen Handel in Betracht kommen. Die Einrichtung muß
als empfehlenswertes Mittel zur Förderung des Exportes in einem
kommerziell hoch entwickelten Lande bezeichnet werden. Praktisch
wertvoll ist die Teilung der Berichte nach Branchen, z. B. in solche
über Bodenerzeugnisse, Viehzucht und Fischerei, Mineralien, Metalle,
Maschinen, Spinnstoffe, chemische Industrie, Kohlenhandel etc. Der
Inhalt besteht aus Abhandlungen über den Außenhandel der einzelnen
Gebiete des Auslandes, den Ein- und Ausfuhrverkehr einzelner See
hafen- und Handelsplätze, stets mit Berücksichtigung des deutschen
Anteils hieran, den Handel der mit Deutschland konkurrierenden
Länder nach einzelnen Gebieten, über Industrie- und Handelsförderungs
gesetze und Entwürfe sowie aus Nachrichten über sonstige auf die Hebung
des Handels und der Industrie abzielenden Einrichtungen und Ver-