51
und Nutzbarmachung von Informationen für das gesamte deutsche
Wirtschaftsleben bestehen. Dagegen konnten sich die Handelskammern
diesbezüglich nicht einigen. Selbst über die Ziele sowie die Ein
richtungen einer solchen Stelle gingen die Ansichten weit auseinander.
Die Schätzungen des jährlichen Bedarfes bewegten sich zwischen
25.000 und 900.000 M., woraus am besten die großen Differenzen in
den Anschauungen ersichtlich sind. Immer mehr trat bei diesen Er
örterungen der Gedanke einer Auskunftsstelle gegenüber demjenigen
eines ständigen Museums in den Vordergrund. Dr. Vosberg-Rekow
hat in seiner Publikation »Die Errichtung einer Zentralstelle zur För
derung des deutschen Außenhandels« (Berlin 1900), den geringen Wert
von Mustersammlungen erörtert und nur solche Sammlungen als
praktisch verwertbar bezeichnet, welche für einen bestimmten Zweck
ganz neu zusammengestellt und durch einen Bericht ergänzt werden.
Die Auskunftserteilung über die Kreditfähigkeit einzelner Firmen wurde
mit Rücksicht auf die bestehenden Auskunftsbureaus nicht in Betracht
gezogen. Ein Rundschreiben des Handelstagspräsidenten vom 19. Juli
1900 erörtert nur die Errichtung einer Auskunftsstelle für den aus
wärtigen Handel. Die auf dieses Rundschreiben eingelaufenen Ant
worten ergaben, daß sich 38 Körperschaften dafür, 43 dagegen aus
gesprochen haben, während 13 sich in einem anderen Sinne äußerten.
Befürwortet wurde diese Zentralstelle unter anderen von den Handels
kammern in Berlin, Braunschweig, Lübeck, Osnabrück und Stuttgart.
Dagegen hatten sich unter anderen die Kammern in Aachen, Augs
burg, Chemnitz, Dresden, Elberfeld, Hamburg, Flannover, Leipzig,
Mannheim und München geäußert.
Sehr interessante Ausführungen über die Tätigkeit von Handels
förderungs-Zentralämtern enthält das von der Handelskammer in Stutt
gart erstattete Gutachten bezüglich der Errichtung einer Zentralstelle
für Handelsnachrichten, worin besonders die mannigfache Einwirkung
und Tätigkeit eines solchen Amtes im Interesse der Praxis er
örtert wird. Als Zweck dieses Unternehmens wird die Ausgestaltung
des öffentlichen Informationsdienstes, die Bearbeitung und Nutzbar
machung aller Nachrichten angegeben. Als Mittel zur Erreichung
dieses Zweckes sollen insbesondere dienen : Ein Firmenbuch mit den
Adressen der Auslandskunden nach Branchen, Spezialartikeln und
Ländern geordnet; ein Verzeichnis der ausländischen Rechtsanwälte
und Spediteure; eine Liste der ausländischen Schwindelfirmen, ferner
ein Zentralregister über die ausländischen Warenzeichen, eine Zu
sammenstellung über die den deutschen Export berührenden Ver
waltungsvorschriften des Auslandes, ein Tarifbureau für Auskünfte
über Beförderungswege, Eisenbahn- und Wasserfrachten, eine Sammlung
der im Auslande geltenden Usancen, die rasche Übermittlung aus
ländischer Lieferungsausschreibungen, die bessere Verwertung der Aus
stellungen und der hiefür zusammengestellten Kollektionen, insbesondere
aber die Reorganisation der konsularischen Berichterstattung durch An
regungen, Veranlassung von gelegentlichen Berichten und entsprechende
4*