52
Verarbeitung derselben, Mitteilung von Bezugsquellen, Anregung
von Studienreisen, Bestellung von Korrespondenten etc. Die lasten
wären stets zu ergänzen und den Interessenten zu übermitteln. Im
allgemeinen wird in dem Gutachten die langsame Ausgestaltung mehrerer
Kxportförderungsinstitutionen befürwortet, nicht die Schaffung einei
groß angelegten Unternehmung.
Die Handelskammer in Osnabrück befürwortet die biiicntung
eines Reichshandels-Musemns seit mehr als 20 Jahren und hat seiner
zeit auch eine sehr umfangreiche Organisation für ein solches Institut
entworfen, welche so ziemlich alles umfaßt, was man von einer der
artigen Kxportförderimgsstclle erwarten kann. .
Für die Plenarberatung des Handelstages waren zwei Bericht
erstatter bestimmt, wovon der eine die Errichtung einer Reichszentral
stelle durch den Staat, eventuell durch private Mittel, der andere
dagegen die Errichtung einer Auskunftsstelle und eine Vermehrung der
Berufskonsulate sowie die Verbesserung der kommerziellen Information
durch dieselben forderte. Die Gegner dieser Vorschläge vertraten ins
besondere den Gesichtspunkt, daß durch das Bestreben der industriellen
Kreise mit dem Auslande direkte Geschäftsverbindung anzuknüpfen,
Handel und Industrie sehr schwer geschädigt werden können, da
schwach fundierte Firmen dann leicht den Ruf des deutschen Handels
zu beeinträchtigen vermöchten. Manche fürchteten wieder eine Zei-
splitterung der Tätigkeit der Handelskammern. In den Debatten wurden
jedoch eine ganze Reihe von Vorteilen und Nachteilen nicht berührt.
Schließlich wurde ein Vermittlungsantrag angenommen, wonach »die
Errichtung einer Reichshandelsstelle für nützlich gehalten wird«. Dieselbe
soll alle Gesetze und Verordnungen, die sich auf Steuer-, Zoll-, Gewerbe-
und Handelsrecht, Patente und Musterschutz fremder Staaten beziehen,
sowie die Statistik fremder Länder und alle wichtigen Mitteilungen
über deutsche Absatzgebiete, Marktberichte, politische Berichte etc.
sammeln und endlich die Konsulatsberichte zweckentsprechend ver
arbeiten. Dabei wurde offen gelassen, ob das Institut von einer Reichs
behörde oder von den Interessenten errichtet werden soll. Am 22. Jänner
des nächsten Jahres gab der Staatssekretär des Innern in der Reichs-
tawssitznng gelegentlich eines Antrages auf Subventionierung einer
Zeittralauskunftsstelle die Erklärung ab, daß eine solche Einrichtung
»wenn auch eventuell mit Unterstützung des Reiches so doch über
wiegend aus der eigenen Kraft von Handel und Industrie hervor
gehen und so unabhängig wie nur irgend möglich gegenüber den
amtlichen Stellen organisiert sein müsse«. Infolgedessen hat sich die
Kommission des deutschen Handelstages am 1(>. Februar veranlaßt
gefunden, den Ausschuß um die Einleitung der erforderlichen Schlitte
zur Errichtung einer derartigen Zentralstelle zu ersuchen.
Im Jahre 190.1 richtete der deutsche Handelstag an den
Reichskanzler eine Denkschrift, in welcher derselbe ersucht wurde,
dahin zu wirken, daß eine Auskunftsstelle für den Außenhandel durch
die Reichsverwaltung auf Kosten des Reiches errichtet und ver-