67
Bedauert wird nur, daß die Sammlungen so wenig von dem kauf
männischen Nachwuchse zu Studienzwecken ausgenützt werden, was
bemerkenswert erscheint. Die Kosten für die Unterhaltung des Museums
belaufen sich jährlich auf zirka 50.000—60.000 M.
In Hannover soll in der nächsten Zeit ein Handels- und
Industriemuseum errichtet werden, welches jedoch viel mehr die
Erzeugungsweise der einzelnen Produkte als den Handel mit denselben
zur Darstellung bringen wird.
Über die Errichtung deutscher Handelskammern im Aus
lände hat A. Lehmann wohl als erster ausführlicher geschrieben. Im
Jahre 1884 erschien von Steinmann-Bucher das Werk »Die Reform
des Konsulatswesens«, welches sich gleichfalls mit den Auslands
handelskammern beschäftigt. Der Handelstag behandelte die Frage in
seiner Tagung am 9. und 10. Dezember 1881 zum erstenmal. Ver
schiedene Handelskammern, so z. B. die Leipziger in ihrem Jahres
bericht von 1882 sprachen sich für die Errichtung derartiger Kammern
aus und auch im Reichstage sowie in Journalen wurde die Angelegenheit
wiederholt zur Sprache gebracht. Eine umfassendere Diskussion der
Frage wurde aber erst durch die Eingabe der Handelskammer in
Mannheim an das Reichsamt des Innern vom 18. Oktober 1888
hervorgerufen, welche die Errichtung deutscher Handelskammern im
Auslande als eine wichtige Elrgänzung des deutschen Konsularwesens,
als ein wirksames Mittel zu Hebung des Nationalbewußtseins und eine
gute Schule für künftige Konsular- und Verwaltungsbeamte bezeichnete.
Die Eingabe enthielt außer einer ausführlichen Motivierung auch eine
Darstellung der Auslandskammern der übrigen Staaten und wurde an
alle deutschen Handelskammern behufs Erzielung eines gemeinsamen
Vorgehens übersandt, wodurch die Frage dann in allen Kammern zur
Sprache kam. Infolge dieser Eingabe beschäftigte sich auch der
deutsche Handelstag am 19. Februar 1889 damit und befürwortete die
Errichtung von Auslandshandelskammern wärmstens. Von den deutschen
Handelskammern lehnte ein großer Teil, besonders die nordischen, vor
allem Hamburg und Bremen, diese Form der Exportförderung ab,
wogegen die süddeutschen Kammern sich zumeist dafür aussprachen;
die Ältesten der Kaufmannschaft von Magdeburg unterstützten den
Antrag durch eine ausführliche Denkschrift. Dann befaßte sich erst
die Generalversammlung der Zentralstelle zur Vorbereitung der Handels
verträge am 27. Dezember 1898 wieder mit dieser Angelegenheit. Am
!>■ Dezember 1899 stellte der Reichstagsabgeordnete Münch-Ferber
den Antrag auf Errichtung von deutschen Handelskammern im Aus
lande durch die verbündeten Regierungen, worauf die Kammern in
Mannheim und Hanau im Verein mit dem Vorstande zweier Berliner
kaufmännischer Vereine diesen Antrag unterstützten. Die Regierung
verhielt sich jedoch ablehnend zu demselben. Im April 1900 war er
wieder Gegenstand der Debatte auf dem deutschen Handelstag und
die Jahresberichte vieler deutscher Handelskammern erweisen das
steigende Interesse derselben hiefür. Am 5. März 1901 beantragte
5*