Full text: VII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (7)

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Deutschland viel entwickelter als das kaufmännische; geradezu auf 
fallend ist die geringe Zahl der öffentlichen Handelsmittelschulen. Die 
deutsche Kolonialschule in Witzenhausen an der Werra muß 
als eigenartige Spezialschule hier genannt werden, obwohl dieselbe in 
erster Linie die landwirtschaftliche Tätigkeit in den Kolonien fördern soll. 
Besondere Hervorhebung beanspruchen bei der Erörterung der 
Exportförderung im Deutschen Reiche die deutschen Bank 
institute, welche eine sehr vielseitige, praktisch wirksame und 
umsichtige Tätigkeit zur Förderung des Außenhandels durch die 
Errichtung von Filialen im Auslande, die Finanzierung ausländischer 
Unternehmungen, die Gründung überseeischer Banken und die Moderni 
sierung des Geschäftsbetriebes ebenso wie durch die finanzielle Unter 
stützung der Industrie und des auswärtigen Handels entfalten. Unter 
den deutschen Großbanken, wenden insbesondere die Deutsche Bank, 
die Direktion der Diskontogesellschaft und die Dresdener Bank der 
Exportförderung große Aufmerksamkeit zu. Das Überseegeschäft erfordert 
größte Sorgfalt und Umsicht, hervorragende Sachkenntnis und bereitet 
viele, oft unvorhergesehene Schwierigkeiten. Als größere Exportbanken 
sind zu nennen die Deutsch-asiatische Bank, die Bank für Chile und 
Deutschland, die Deutsche Orientbank, die Brasilianische Bank und 
die Deutsche Überseeische Bank. Die letzte wurde im Jahre 1893 
als Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 20 Millionen Mark 
begründet. Sie hat insbesondere den Zweck, den überseeischen Handels-, 
Geld- und Wechselverkehr zu befördern und den deutschen Außen 
handel wirksam zu unterstützen. Sie unterhält in Argentinien, Chile 
und Mexiko sowie in Spanien Zweigniederlassungen, gibt Publikationen 
über die Wechselkurse sowie die Ein- und Ausfuhr von Südamerika 
heraus. Eben jetzt werden Vorarbeiten zur Gründung einer neuen 
deutschen Überseebank unternommen. 
Die Exportbank, Aktiengesellschaft in Berlin, finanziert haupt 
sächlich ausländische Unternehmungen mit deutschem Kapital, wobei 
der entsprechende Einfluß und das Interesse der deutschen Industrie 
gewahrt wird. Im Jahre 1884 gründete sie mit einem Aufwande von 
250.000 M. ein Exportbureau, zu dessen Leiter der Professor 
Dr. R. Jannasch bestellt wurde. Dasselbe knüpfte zahlreiche Geschäfts 
verbindungen mit ausländischen Firmen an und ist dadurch in der 
Lage, den Export und Import praktisch zu fördern. Es empfiehlt 
vertrauenswürdige Firmen als Kunden und Vertreter und erteilt 
Auskünfte über die Kreditfähigkeit ausländischer Firmen. Die Interessen 
der Mitglieder werden systematisch und methodisch gefördert. Ins 
besondere werden denselben wichtigere Mitteilungen gratis über 
mittelt. Das Bureau publiziert »Monatliche Mitteilungen«, welche das 
Wichtigste aus den Konsulats- und Handelskammerberichten sowie 
den verschiedenen Handelsjournalen und die Anfragen nach Bezugs 
quellen enthalten. Sie werden unentgeltlich an die Mitglieder versandt. 
Die Auskünfte werden auf Grund eines eigenen Zettelarchivs, das 
stets durch neuere Informationen ergänzt wird, erteilt. Ferner ver-
	        
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