Vorrede.
Das vorliegende Lesebuch hat den Zweck, den Studierenden an
der Hand von ausgewählten Aufsätzen in die portugiesische Sprache
einzuführen und gleichzeitig - soweit dies im Rahmen eines kleinen
Handbüchleins geschehen kann — mit dem portugiesischen Leben,
Fühlen und Denken vertraut zu machen.
Der Lesestoff ist derart geordnet, daß mit dem Einfachen und
Leichtfaßlichen begonnen und zu dem Komplizierten und Schwierigeren
allmählich übergegangen wird.
Heutzutage ist es gang und gäbe, Lehr- und selbst Lesebüchern,
die für kommerzielle Lehranstalten bestimmt sind, Geschäftsbriefe,
Annoncen, ja sogar im sogenannten Telegraphenstil abgefaßte kurze
Meldungen, Depeschen etc. einzuverleiben. Ein derartiger Vorgang
ist kaum zu billigen.
Ein Lesebuch soll nur bessere, wenn auch teilweise modernen
und selbst modernsten Journalen entnommene Sprachproben bieten.
Die Unterweisung in der Korrespondenz ist als selbständige,
parallel laufende Disziplin anzusehen, und da wird es am Platze sein,
dem Studierenden den Geschäftsstil beizubringen. Allerdings wären auch
hierbei alle Auswüchse und Sprachwidrigkeiten nach Möglichkeit zu
unterdrücken.
Selbstverständlich wurden fast ausschließlich moderne, belehrende,
zum Teil fachtechnische Artikel benützt. Die aufgenommenen kultur
historischen Aufsätze beschäftigen sich fast ausschließlich mit der Ge
schichte Portugals. Dies geschah vornehmlich deshalb, weil Portugal
- selbst mit Spanien verglichen — eine terra incognita ist, und
sowohl portugiesische Bücher als auch Bücher über Portugal dem
Studierenden bei uns nicht leicht zugänglich sind.
Dies ist auch der Grund, warum die Hauptvertreter der portu
giesischen Literatur in kurzen Bildern vorgeführt werden und sogar
einige Proben portugiesischer Poesie in diesem Büchlein enthalten sind.
Sicherlich hieße es, sich eines großen Vorteils begeben, den Studie
renden nicht wenigstens auf einen der größten Meister aller Zeiten —
Camöes — aufmerksam zu machen, und auf die unvergleichliche Schön
heit und den hohen sittlichen Wert seiner Stanzen hinzuweisen.
Ludwig Kolisch.
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