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In Suakin ist der 'Wind zwar auch durchaus nördlich, aber so, daß die
östliche Richtung dabei ganz bedeutend vertreten ist. Nord- und Nordostwinde sind
fast gleich häufig. Westwinde verschwinden fast im Jahr (nur zu ca. 14% notiert), sind
aber im Juni bis August häufiger, ja, sie haben dann sogar ein wenig das Übergewicht.
Betreffs der Windstärke ist zu sagen, daß das Nil-Tal entlang
fast anhaltend eine merkliche Luftbewegung statt hat, heftigere Winde
sind dagegen selten; sie kommen eigentlich in stärkeren Graden nur
an der Küste vor.
In Alexandrien ist die durchschnittliche Windstärke im Jahr km pro
Stunde, sie schwankt im ganzen Jahr nur von 1112 im-November bis 14'5t> im
Juli, in Kairo dagegen nur 8'05 km pro Stunde im Jahresmittel.
Dabei ist noch zu beachten, daß . im Winter der Wind eine viel
kürzere Zeit nachmittags bemerkbarere Stärke annimmt, während die
selbe im Sommer bis viel später noch um 9 b recht merklich ist. Es
ist dies in bezug auf die hohen Temperaturgrade des Sommers von
nicht zu unterschätzender Bedeutung für unser Empfinden und Gesundheit.
Von der Wärme und Trockenheit einer- sowie mit der Wind
stärke anderseits hängt die Verdunstung ab. Dieselbe ist, wie voraus
zusehen, in Ägypten im allgemeinen außerordentlich hoch.
Während sie in Wien im Jahr durchsehnitikch etwas über 700 mm beträgt,
ist dieselbe bei Kairo (Abassieh) ca. I 1 /, m im Jahresmittel.
In Alexandrien ist sie offenbar wegen des stärkeren Windes sogar etwas
größer, bis 2 rn, steigt in der Wüste auf dem Plateau bei Heluan auf fast 3 m,
in Assuan auf ca. 3'ti m und in Wadi Haifa sogar auf ca. 5'5 tu, wo sie an
scheinend die höchste Ziffer erreicht; immerhin ist sie in Khartum noch ca. 4?«,
in Suakin ungefähr 3'5 m, so hoch, wie auf der Arabischen Wüste bei Heluan.
(Wien 711 mm.)
Dies gibt uns den besten Begriff von der enormen Dürre der Wüsten, die
mit größter Gier alle Feuchtigkeit aufsaugen.
Es kommt nun noch ein Moment in Betracht, was ich bei den
Temperaturangaben nicht erwähnte, dies ist die starke Sonnen
strahlung in Ägypten.
Die Temperaturen des Aktinometers‘) stehen nur im Dezember in dem
berußten Thermometer wenig unter 3o u C (34*1° C) und die des gewöhnlichen stets
über '■£>". Sie sind also auch im Winter sehr hoch und steigen erstere im
Sommer nur etwa um 50% — auf o4‘2°C im Maximum (im Juli, August} während
die des hellen auf 42'9° im Juli und August steigen. (In Paris stehen die
Temperaturen des berußten Thermometers im Juli fünfmal höher als im Winter.)
Aber nicht allein die Winter- und Sommertemperatur des Aktinometers
wechselt wenig, auch über Tag ist der Wechsel außerordentlich gering, von 9 h a. m.
bis 2 h und 3 h p. m. sind die Temperaturen fast die gleichen!
Die strahlende Wärme der Sonne ist also nicht nur mittags über eine sehr
hohe, sondern den ganzen Tag über und schon morgens fr rill außerordentlich hoch.
Dies kommt ganz besonders während des Winters in Betracht, wo die
Aktinometertemperaturen zwei- bis dreimal so hoch sind als die mittleren Luft
temperaturen, während sie im Sommer noch nicht ganz das Doppelte betragen
auch im berußten Thermometer.
Wir registrieren somit das außerordentlich interessante und
wichtige Faktum, daß im Winter bei den kühlen Lufttemperaturen die
Wärmestrahlen der Sonne von morgens früh an eine ganz außer-
>) Zwei von einer Glaskugel umgebene Thermometer, das eine weiß wie
gewöhnlich, das zweite berußt.