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ordentliche Kraft haben, die Winde gelinde und über Tag nur kurze Zeit
anschwellen und die Verdunstung somit eine mäßigere ist, im Sommer
umgekehrt die strahlende Wärme sich relativ nur. mäßig erhöht, der
Wind dagegen über den Tag, und zwar in ausgedehnter Weise ganz
bedeutend anschwillt und die Verdunstung (und damit die Abkühlung der
Organismen; des Menschen) zugleich zu sehr hohen Graden ansteigt.
Über die Luftdruck-, respektive Barometerstände ist für
Ägypten nicht viel Besonderes zu sagen.
Er schwankt hier außerordentlich wenig um den normalen Druck und hat
der Luftdruck als solcher hier deshalb im allgemeinen keine spezielle Bedeutung
für den Menschen, er kommt klimatologisch nicht in Betracht. Er hat nur in einer
Zeit eine gewisse Bedeutung für uns, nämlich im Frühling, in der Chamsinzeit,
wo etwas stärkere Wechsel Vorkommen. Aber auch hier wird er nicht an sich
gerade einen merklichen Einfluß ausüben, wie man das so oft hört, sondern es
werden gleichzeitige Veränderungen in den elektrischen Spannungsverhältnissen,
wie bei uns bei Gewittern oder andere uns noch unbekannte Faktoren sein, die
unser Befinden beeinflussen.
Wir haben nun bei den vorhergehenden Angaben über die
meteorologischen Daten wiederholt von Sommer und Winter gesprochen,
es ist deshalb die Frage zu erörtern, wie es sich mit dem Verlauf der
Jahreszeiten in Ägypten verhält.
Was die Unterscheidung und Abgrenzung derselben anlangt, so
sind dieselben zumal an der Küste nicht so ausgesprochen wie in
Europa, und für Oberägypten hat seinerzeit Folfi in Anbetracht der
großen Tagesschwankung der Temperatur, die für uns dort noch be
deutend dadurch erhöht wird, daß die Sonne den ganzen Tag über mit
so außerordentlicher Intensität auch im Winter scheint, wie wir zuletzt
noch sahen, gemeint, »man könne dort nicht von Winter und Sommer
reden, sondern die Nacht sei dort der Winter und der Tag der Sommer«. 1 )
So' viel Wahres in dieser Bemerkung liegt, so kann man
doch auch nicht bestreiten, daß die vier Jahreszeiten, besonders
was die Gegend von Kairo anlangt, ziemlich deutlich ausgeprägt sind.
Zwar gibt es hier keinen Winter in unserem Sinne des Wortes mit
Eis und Schnee, welch letzterer in Ägypten überhaupt unbekannt
ist, während dünne Eiskrusten um Sonnenaufgang in der Wüste bis
nach Oberägypten hinauf keine so sehr seltene Erscheinung zu sein scheint.
Auch dauert der Winter nur kurz ca. 6—8 Wochen durchschnittlich,
ungefähr von Ende Dezember bis Ende Februar, während uns dem
gegenüber der Sommer, respektive die heiße Jahreszeit sehr lang er
scheint, da schon im Frühling, April und Mai, sehr hohe Temperaturen
Vorkommen und sich solche auch noch bisweilen spät im Oktober
einstellen, während der November, besonders dem Neueintreffenden
wie ein herrlicher europäischer Sommer imponiert. Somit scheint es,
wie es auch oft angegeben wird, daß es hier nur eine lange heiße
Periode, das heißt zirka 9 Monate Sommer und 3 Monate keinen
Winter gibt, umgekehrt wie oft bei uns.
b Schon Jakob sagtim Buch Moses 31, 10: Des Tages verschmachtete ich
vor Hitze, des Nachts vor Frost.