Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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Danach ist Suakin bei der so bedeutenden Feuchtigkeit neben 
■enormer Hitze noch weniger als Khartum zum dauernden Aufenthalt 
für Europäer geeignet In Khartum bietet die kurze Winterszeit wenigstens 
bei gemäßigter Temperatur und großer Trockenheit sogar ein . sehr 
schönes Klima, doch ist das Frühjahr und der Sommer durch die sehr 
hohe Temperatur und größere Feuchtigkeit und Regen für bleibenden 
Aufenthalt nicht geeignet. Suakin aber ist überhaupt, wie auch die 
.anderen Plätze am Roten Meer, für längere Zeit kein Wohnsitz für 
Europäer. Ich bemerke dabei, daß die Engländer in der Nähe Port 
Sudans einige Stunden mit der Bahn und Auto ein auf der. Höhe 
schön gelegenes Sanatorium angelegt haben. 
Hieran möchte ich ein paar Worte über die Luftkurorte 
Ägyptens anschließen. 
Während der Winterszeit ist eigentlich ganz Ägypten ein großer Luft 
kurort (siehe meine Broschüre »Das Winterklima Ägyptens«), nur muß man nicht 
vergessen, daß speziell Kairo eine Großstadt ist und alle Schäden einer solchen 
in sich birgt. Schon die nächste Umgebung Kairos, die Vororte Kubbeh, Zeitoun, 
Matarieh, mit eigener Bahn am Saum des bebauten Tales und der Wüste entlang, 
eignen sich jedoch, zumal für die Bewohner Kairos, zur Luftveränderung sowohl 
im Winter wie im Sommer; das bereits genannte Ramleh bei Alexandrien mehr 
für den Sommer. Weiterhin das Schwefelbad Heluan, eine halbe Stunde von 
Kairo südlich in der Wüste, ein besuchter Winterkurort, hat sich zu einer großen 
Villenstadt ausgedehnt. Besonders schön ist der Herbst in Heluan, da es hier 
zu der Zeit merklich trockener ist als in Kairo. Für den Sommer ist es für 
Europäer, speziell Familien, als Wohnort weniger geeignet, da man sich wegen 
des grellen Sonnenscheines und der Hitze Tags über zu Hause halten muß und 
•es obendrein dann recht öde dort ist, da jeder fortreist, der irgend kann. 
Wunderbar schon ist im eigentlichen Winter der Aufenthalt in Assuan 
und Luksor bei dem alten hunderttorigen Theben mit seinen mächtigen zahlreichen 
Ruinen und so ungemein interessanten Gräbern. Im Anfang März wird es in 
Assuan schon reichlich warm, ja heiß, während Luksor durch seine schattigen 
Gärten für kurze Zeit dann noch einen schönen Ruheplatz bietet. Beide Orte 
sind auch durch ihre Lage unmittelbar am Nil bevorzugt und bieten außer den 
großartigen Altertümern durch die vielen Dampfschiffe mit ihrem internationalen 
Reisepublikum ein immer bewegtes, anziehendes Bild. Bei Assuan ist noch be 
sonders die Perle des ägyptischen Altertums, Philä, die dem Untergang ge 
weiht ist, und das großartige Stauwerk von besonderem Interesse. 
Für den Sommer kommt außer Ramleh mit seinen prachtvollen Villen, 
und Gärten für Leute, die bei bescheidenen Mitteln und Ansprüchen nur Natur 
genießen wollen, noch das nahe Abukir und Ras el Barr in Betracht, an der 
Mündung des Damiette-Nilarmes auf einer lang sich hinziehenden Sandbank ge 
legen. Hier werden im Sommer Hütten aus Matten errichtet für Privatwöhnungen 
und Hotels und herrscht das primitivste Leben. An Kühle und erfrischender Brise 
soll es Ramleh übertreffen, ist auch wohl nicht so feucht, das materielle Leben 
ist ganz gut. Ende August wird es schon kühl und im September fängt das Meer 
an hoch zu gehen, so daß anfangs Oktober die Hütten alle wieder verschwinden. 
Das Publikum besteht meistens aus Levantinern. 
Viel zu wenig wird, soweit klimatische Rücksichten dabei in 
Frage stehen, der nahe Libanon von Ägyptern besucht, der während 
des Sommers dem europäischen Klima, wie es die Tiroler und Schweizer 
Alpen etc. aufweisen, wegen seiner gleichmäßigen sonnigen Tage 
bei absoluter Regen- und Gewitterlosigkeit zweifellos durchaus über 
legen ist.
	        
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