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Danach ist Suakin bei der so bedeutenden Feuchtigkeit neben
■enormer Hitze noch weniger als Khartum zum dauernden Aufenthalt
für Europäer geeignet In Khartum bietet die kurze Winterszeit wenigstens
bei gemäßigter Temperatur und großer Trockenheit sogar ein . sehr
schönes Klima, doch ist das Frühjahr und der Sommer durch die sehr
hohe Temperatur und größere Feuchtigkeit und Regen für bleibenden
Aufenthalt nicht geeignet. Suakin aber ist überhaupt, wie auch die
.anderen Plätze am Roten Meer, für längere Zeit kein Wohnsitz für
Europäer. Ich bemerke dabei, daß die Engländer in der Nähe Port
Sudans einige Stunden mit der Bahn und Auto ein auf der. Höhe
schön gelegenes Sanatorium angelegt haben.
Hieran möchte ich ein paar Worte über die Luftkurorte
Ägyptens anschließen.
Während der Winterszeit ist eigentlich ganz Ägypten ein großer Luft
kurort (siehe meine Broschüre »Das Winterklima Ägyptens«), nur muß man nicht
vergessen, daß speziell Kairo eine Großstadt ist und alle Schäden einer solchen
in sich birgt. Schon die nächste Umgebung Kairos, die Vororte Kubbeh, Zeitoun,
Matarieh, mit eigener Bahn am Saum des bebauten Tales und der Wüste entlang,
eignen sich jedoch, zumal für die Bewohner Kairos, zur Luftveränderung sowohl
im Winter wie im Sommer; das bereits genannte Ramleh bei Alexandrien mehr
für den Sommer. Weiterhin das Schwefelbad Heluan, eine halbe Stunde von
Kairo südlich in der Wüste, ein besuchter Winterkurort, hat sich zu einer großen
Villenstadt ausgedehnt. Besonders schön ist der Herbst in Heluan, da es hier
zu der Zeit merklich trockener ist als in Kairo. Für den Sommer ist es für
Europäer, speziell Familien, als Wohnort weniger geeignet, da man sich wegen
des grellen Sonnenscheines und der Hitze Tags über zu Hause halten muß und
•es obendrein dann recht öde dort ist, da jeder fortreist, der irgend kann.
Wunderbar schon ist im eigentlichen Winter der Aufenthalt in Assuan
und Luksor bei dem alten hunderttorigen Theben mit seinen mächtigen zahlreichen
Ruinen und so ungemein interessanten Gräbern. Im Anfang März wird es in
Assuan schon reichlich warm, ja heiß, während Luksor durch seine schattigen
Gärten für kurze Zeit dann noch einen schönen Ruheplatz bietet. Beide Orte
sind auch durch ihre Lage unmittelbar am Nil bevorzugt und bieten außer den
großartigen Altertümern durch die vielen Dampfschiffe mit ihrem internationalen
Reisepublikum ein immer bewegtes, anziehendes Bild. Bei Assuan ist noch be
sonders die Perle des ägyptischen Altertums, Philä, die dem Untergang ge
weiht ist, und das großartige Stauwerk von besonderem Interesse.
Für den Sommer kommt außer Ramleh mit seinen prachtvollen Villen,
und Gärten für Leute, die bei bescheidenen Mitteln und Ansprüchen nur Natur
genießen wollen, noch das nahe Abukir und Ras el Barr in Betracht, an der
Mündung des Damiette-Nilarmes auf einer lang sich hinziehenden Sandbank ge
legen. Hier werden im Sommer Hütten aus Matten errichtet für Privatwöhnungen
und Hotels und herrscht das primitivste Leben. An Kühle und erfrischender Brise
soll es Ramleh übertreffen, ist auch wohl nicht so feucht, das materielle Leben
ist ganz gut. Ende August wird es schon kühl und im September fängt das Meer
an hoch zu gehen, so daß anfangs Oktober die Hütten alle wieder verschwinden.
Das Publikum besteht meistens aus Levantinern.
Viel zu wenig wird, soweit klimatische Rücksichten dabei in
Frage stehen, der nahe Libanon von Ägyptern besucht, der während
des Sommers dem europäischen Klima, wie es die Tiroler und Schweizer
Alpen etc. aufweisen, wegen seiner gleichmäßigen sonnigen Tage
bei absoluter Regen- und Gewitterlosigkeit zweifellos durchaus über
legen ist.