Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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Todesfälle der Frauen untersuchen. In der Folgezeit entwickelte sich besonders 
die innere sanitäre Verwaltung nicht so, wie der Anfang verhieß, die Admini 
stration in Alexandrien wurde zeitweilig mit dem Conseil günciral de Sante du 
Caire vereinigt, es wurde formiert und reformiert, und schließlich litt die Sanitäts 
verwaltung auch stark an Geldmangel. Aus der Alexandriner Intendance Generale 
entwickelte sich schließlich der Conseil San itaire Mari time et Quarantenaire, 
dessen Aufgabe es jetzt ist, in dem Sinne, in dem er ursprünglich gegründet war, die 
Küsten gegen Einschleppung (und Ausschleppung) von Menschen- und Tierseuchen 
zu überwachen und alle dahin einschlagenden Maßregeln zu studieren, bezüglich 
durchzuführen. 
Diese Administration hat besonders in der Neuzeit, dadurch daß sie nicht 
nur Ägypten gegen die durch die Mekkapilger so leicht verschleppten Krank 
heiten zu schützen hat, sondern noch weiterhin die Abendländer, zu denen der 
Suezkanal ja das Durchgangstor speziell für die Choleragefahr war und ist, eine 
besondere Bedeutung erlangt. Sie hat an den Hafenplätzen nicht nur ihre Beamten 
zur Kontrolle der Schiffe, sondern jetzt vorzügliche Beobachtungs- und Quarantäne 
stationen zur Untersuchung und Aufnahme der Pilger im Roten Meer bei El 
Tor und an den Mosquellen und im Campement bei Suakin, die mit allen Hilfs 
mitteln der Neuzeit ausgerüstet sind. 
Der Konseil setzt sich jetzt zusammen aus 14 Delegierten der Mächte, 
denen von England, Österreich, Deutschland, Frankreich, Rußland je ein Arzt 
beigegeben ist, und vier ägyptischen Delegierten, darunter der Präsident und 
Generalinspektor. 
Das Budget des Konseils belief sich 1908 auf 76.652 ägyptische Pfund, 
die bis auf ca. 7000 Pfund, welche die ägyptische Regierung beisteuerte, von den 
Einnahmen aufgebracht werden. 
Wenn schon dieser Conseil Maritime sich in den letzten 20 Jahren sehr 
entwickelte, so hat die Sanitätsverwaltung des Landes, deren Sitz in Kairo ist, 
seit dem die Engländer 1884, nachdem der frühere Conseil Sanitaire, der unter 
arabischer Leitung bei der schweren Choleraepidemie .1883 versagte, die 
Leitung in die Hand nahmen, einen ganz enormen Aufschwung genommen. Dies 
(ritt uns schon aus der einfachen Tatsache entgegen, daß 1884 anfänglich in Kairo 
nur ein Bureau der Sanitätsdirektion existierte, mit einem europäischen Ober 
inspektor für Ägypten, während es jetzt außer dem großen Zentralbureau ein solches 
für die Veterinärinspektion, für das Apothekenwesen, die Medizinalstatistik, ein 
solches für Sanitätsingenieurwesen, die Inspektion von Kairo und Alexandrien 
(abgesehen von den Bureaus in den Gouverments und Provinzen) gibt, durchweg von 
Europäern geleitet. Neben dem englischen Generaldirektor — zurzeit Dr. G. Graham — 
und dem Subdirektor gibt es einen Stab von englischen Inspektoren, ein vor 
züglich eingerichtetes hygienisches Institut, neuerdings ein solches für Impfung 
gegen die Hundswut, ein großes Bureau und Lager für Utensilien und Drogen für 
die Hospitäler und die Ambulanzen, eine Zentrale für die Desinfektionen, ein 
Poclcenlymphinstitut und außer der Medizinischen Schule (im Anschluß an das 
Hospital Kasr el Ain), die, vollständig und in großem Maßstabe reorganisiert, dem 
Ministerium des öffentlichen Unterrichtes untersteht, eine Veterinärschule etc. 
Das Budget des »Public Health Departement« hat sich von ca.,60-000 Pfund 
anfangs der Aehtzigerjahre dementsprechend auf ca. 278.000 Pfund erhöht 
und die Zahl der in den regulären Hospitälern verpflegten Kranken ist von 
ca. 14.000 auf ca. 30.000 im Jahre 1.907 gestiegen, wozu eine außerordentlich 
hohe Zahl poliklinisch Behandelter kommt. Außerdem wird noch eine große 
Anzahl Apotheken in den Städten von der Sanität unterhalten, in denen es keine 
Privatapotheken gibt. Als die neue Direktion die Sanitätsverwaltung in die 
Hand nahm, war sozusagen alles entweder von Grund auf zu reorganisieren oder 
ganz neu zu schaffen; so wurden im Laufe der Jahre eine Fülle wichtiger Ge 
setze und ministerieller Erlässe neu oder vielfach ganz neu ausgearbeitet, von 
denen ich nur einige hier anführen kann. 
Eines der ersten war ein solches über die Abtrittsgruben, sodann über die 
Pockenimpfung, die auch für Europäer obligatorisch gemacht wurde, über die
	        
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