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ebenso wie Makkaroni, Mais, Kartoffeln (importiert), Tomaten etc.
Gemüse wächst hier (im Winter) reichlich und alle Sorten, doch
sind nebenbei auch Konserven viel im Gebrauch (die hiesigen Gemüse,
speziell Erbsen, Kohlrabi, sodann das Obst, Erdbeeren, Aprikosen,
Kirschen (importiert), Melonen, Weintrauben haben nicht den würzigen
feinen Geschmack wie bei uns, dagegen sind Bohnen, Gurken, Spargel,
Courgettes, Zwiebeln (werden viel exportiert), Artischocken, sodann
kleinere Erdbeeren aus Alexandrien, rote (Blut-) Apelsinen, Feigen aus
dem Fayoum und Alexandrien, Bananen etc. (zum Teile sehr schmack
haft). Kurz und gut an Nahrungsmittel kann man so ziemlich alles
hier haben, was es in der Welt gibt; es wächst hier fast alles,
der Rest wird importiert und die Küche ist auch deshalb eine im
allgemeinen so gute, wie ich schon bemerkte, weil sich aus den
besten Gerichten der italienischen, österreichischen, französischen und
deutschen und zum Teile auch aus der arabischen Küche eine
internationale Küche ausgebildet hat, bei der jeder findet, was ihm
schmeckt.
Wohl durch die lange Dauer der heißen Jahreszeit hat sich hier
die Sitte allgemein eingebürgert, abends ungefähr die gleiche Mahlzeit
wie mittags, ja meistens die größere, einzunehmen.
Für manche Leute, vor allem Personen mit Magen-, Darmstörungen,
Herzleiden etc., ist es ratsam, diese Sitte nicht mitzumachen, um sich
nicht durch Verdauungsbeschwerden die Nachtruhe zu stören.
Ich muß noch ein Wort über die Milch hier anfügen. Auch in
dieser Beziehung ist allmählich in den letzten zwanzig Jahren ein großer
Wandel eingetreten; einmal durch die Kontrolle der Ställe, sodann
dadurch, daß die arabischen Milchverkäufer, die in ihren Kannen,
selbst wenn sie die Kühe vors Haus brachten, außerordentlich geschickt
die Milch zu verfälschen, respektive zu verwässern wissen, mehr und
mehr durch größere Meiereien verdrängt sind, welche die Milch in
plombierten Gefäßen und Gläsern in die Häuser bringen lassen.
Wenn nicht ganz, besteht die Milch, besonders in der Saison,
doch zum größten Teile aus Büffelmilch, die sehr eiweiß- und auch fett
reich ist (sie gibt ganz weiße Butter), da es wenig europäische Kühe
gibt, weil sie sich hier nicht züchten lassen. Die Milch ist deshalb
auch recht hoch, im Preis, besonders wenn man reine Kuhmilch
(Säuglingsmilch) wünscht. Aber für jüngere Säuglinge, speziell über
Sommer, mache man nicht Versuche mit künstlicher Ernährung, sondern
nehme eine Amme, wenn die Mutter ihr Kind in der Tat nicht selbst
ernähren kann. Selbst bei der kunstgerechtesten Pflege ist es hier,
zumal in der wärmeren Zeit, ein sehr gefährliches Experiment, euro
päische Kinder von klein auf künstlich zu ernähren, jedenfalls
für das Kind nachteilig und für die Eltern eine fortwährende Quelle
der Besorgnis und Unruhe.
Es führt mich dies auf die Getränke überhaupt und die
Genußmittel. Früher war der Kaffee, und zwar der sogenannte
türkische Kaffee (neben süßen Getränken, Fruchtsäften) das einzige