Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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ebenso wie Makkaroni, Mais, Kartoffeln (importiert), Tomaten etc. 
Gemüse wächst hier (im Winter) reichlich und alle Sorten, doch 
sind nebenbei auch Konserven viel im Gebrauch (die hiesigen Gemüse, 
speziell Erbsen, Kohlrabi, sodann das Obst, Erdbeeren, Aprikosen, 
Kirschen (importiert), Melonen, Weintrauben haben nicht den würzigen 
feinen Geschmack wie bei uns, dagegen sind Bohnen, Gurken, Spargel, 
Courgettes, Zwiebeln (werden viel exportiert), Artischocken, sodann 
kleinere Erdbeeren aus Alexandrien, rote (Blut-) Apelsinen, Feigen aus 
dem Fayoum und Alexandrien, Bananen etc. (zum Teile sehr schmack 
haft). Kurz und gut an Nahrungsmittel kann man so ziemlich alles 
hier haben, was es in der Welt gibt; es wächst hier fast alles, 
der Rest wird importiert und die Küche ist auch deshalb eine im 
allgemeinen so gute, wie ich schon bemerkte, weil sich aus den 
besten Gerichten der italienischen, österreichischen, französischen und 
deutschen und zum Teile auch aus der arabischen Küche eine 
internationale Küche ausgebildet hat, bei der jeder findet, was ihm 
schmeckt. 
Wohl durch die lange Dauer der heißen Jahreszeit hat sich hier 
die Sitte allgemein eingebürgert, abends ungefähr die gleiche Mahlzeit 
wie mittags, ja meistens die größere, einzunehmen. 
Für manche Leute, vor allem Personen mit Magen-, Darmstörungen, 
Herzleiden etc., ist es ratsam, diese Sitte nicht mitzumachen, um sich 
nicht durch Verdauungsbeschwerden die Nachtruhe zu stören. 
Ich muß noch ein Wort über die Milch hier anfügen. Auch in 
dieser Beziehung ist allmählich in den letzten zwanzig Jahren ein großer 
Wandel eingetreten; einmal durch die Kontrolle der Ställe, sodann 
dadurch, daß die arabischen Milchverkäufer, die in ihren Kannen, 
selbst wenn sie die Kühe vors Haus brachten, außerordentlich geschickt 
die Milch zu verfälschen, respektive zu verwässern wissen, mehr und 
mehr durch größere Meiereien verdrängt sind, welche die Milch in 
plombierten Gefäßen und Gläsern in die Häuser bringen lassen. 
Wenn nicht ganz, besteht die Milch, besonders in der Saison, 
doch zum größten Teile aus Büffelmilch, die sehr eiweiß- und auch fett 
reich ist (sie gibt ganz weiße Butter), da es wenig europäische Kühe 
gibt, weil sie sich hier nicht züchten lassen. Die Milch ist deshalb 
auch recht hoch, im Preis, besonders wenn man reine Kuhmilch 
(Säuglingsmilch) wünscht. Aber für jüngere Säuglinge, speziell über 
Sommer, mache man nicht Versuche mit künstlicher Ernährung, sondern 
nehme eine Amme, wenn die Mutter ihr Kind in der Tat nicht selbst 
ernähren kann. Selbst bei der kunstgerechtesten Pflege ist es hier, 
zumal in der wärmeren Zeit, ein sehr gefährliches Experiment, euro 
päische Kinder von klein auf künstlich zu ernähren, jedenfalls 
für das Kind nachteilig und für die Eltern eine fortwährende Quelle 
der Besorgnis und Unruhe. 
Es führt mich dies auf die Getränke überhaupt und die 
Genußmittel. Früher war der Kaffee, und zwar der sogenannte 
türkische Kaffee (neben süßen Getränken, Fruchtsäften) das einzige
	        
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