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halb viel mit Tanzen vergnügen, und in der diplomatischen Welt reiht
sich ein Diner an das andere. Große, mehr minder öffentliche, zum
Teile sehr frequentierte Bälle werden auch von einigen Unterstützungs
gesellschaften einmal im Winter gegeben (auch von der österreichischen).
All diese Festlichkeiten können aber für den Mangel an gediegenen
künstlerischen Genüssen nicht entschädigen und das beste und in der
Tat wirklich schöne bleiben die Ausflüge ins Freie, in die Täler
des Mokattam, an die Pyramiden, wohin (Menahouse) eine sehr
schöne Fahrstraße führt (Tram) Barrages etc.
Krankheiten. Wenn ich jetzt zur Besprechung der in Ägypten
vorkommenden wichtigen Krankheiten übergehe, so versteht es
sich von selbst, daß ich an dieser Stelle keine eingehenden medi
zinischen Erörterungen über dieselben abhalten kann. Doch scheint
es mir wichtig, die hauptsächlich in Frage kommenden Krankheiten
kurz durchzugehen, um an sie einige Bemerkungen zu knüpfen, die
über die hiesigen Krankheitsverhältnisse, soweit es für unsere Zwecke
dienlich erscheint, Aufklärung geben *).
Bei den früher endemisch überaus in Ägypten verbreiteten drei
Seuchen, welche das Volk dezimierten, zeigt sich wieder, wie noch
in einigen anderen Infektionskrankheiten, sehr eklatant der Wandel,
den die öffentliche Hygiene hier bewirkt hat. Ich meine die Pest,
die Pocken und die Dysenterie.
Über die Pest habe ich mich schon früher kurz ausgelassen und darauf
hingewiesen, wie gering gegen früher heute die Zahl der Opfer ist, die sie seit
ihrer neuerlichen Invasion in Alexandrien 1899 gefordert hat, und zwar dadurch,
daß sie überall so schleunig, wie es überhaupt möglich ist, bei ihrem ersten
Auftreten aufs energischste bekämpft wird, und zwar durch bakteriologische
Untersuchung verdächtiger Kranker (eventuell Verstorbener), durch Isolierung
der Kranken, Beobachtung der Verdächtigen, Desinfektion der Lokalitäten, Ver
tilgung der Ratten (Prämienzahlung für die Anmeldung des ersten Falles und
eventuell einer gewissen Summe für eingebrachte Ratten).
Die Frage der Seruminjektionen, sei es zu Immunisierungs-, sei es zu
Heilungszwecken, scheint noch immer nicht genügend geklärt; im griechischen
Hospital in Alexandrien werden letztere jedoch nach Meinung der dortigen
Ärzte mit gutem Erfolg angewandt. Die Krankheit selbst ist allerdings die gleiche
wie einst, doch hat sich seit ihrem erneuten Ausbruch in Indien manches Dunkel
dabei geklärt. Zwei Formen treten uns in der Pest hauptsächlich entgegen,
die Bubonenpest und die Lungenpest. Die erstere ist relativ wenig gefährlich,
sowohl für den Befallenen wie besonders betreffs der Ansteckung. Außerordent
lich schwer und äußerst übertragbar dagegen ist die Lungenpest, die in' Form
von Pneumonien auftritt und mit dem Auswurf die Keime auf die Umgebung
verbreitet. Es ist noch nicht aufgeklärt, weshalb in einzelnen lokalen und auch weit
verbreiteten Epidemien letztere ganz vorwiegend auftreten. Es ist zu vermuten,
daß dabei noch andere Faktoren mitwirken. Abgesehen von dieser Lungenpest
sind die Ratten die gefährlichsten Verbreiter der Keime. Ihrer gänzlichen Aus
rottung, die auf infizierten Schiffen mit den modernen Hilfsmitteln gelingt, stellen
sich auf dem Festland bisher noch unüberwindbare Schwierigkeiten entgegen, (ln
Indien führt man neuerdings zu diesem Zwecke Katzen ein.) Es steht aber zu
hoffen, daß die neuere Forschung auch hierin zu endgültigem Ziele kommt.
Ebenso gefährlich in betreff der epidemischen Verbreitung, wenn
auch nicht ganz so tödlich, hausten die Pocken früher unter den
*) Siehe auch die Sterblichkeitstabclle der Europäer in Kairo. Seite 140 u. 141.