Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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Während bei den anderen Krankheiten der Art, die ganz vorwiegend, wenn 
nicht ausschließlich die eingeborene, besonders die ärmere Bevölkerung be 
treffen, den Isolierungs- und Desinfektionsm aßregeln der Sanitätsbehörden 
heute eigentlich wenig Schwierigkeiten mehr entgegentreten und, wie ich 
glaube, leichter durchgeführt werden können als vielerorts in Europa, 
liegt dies in den größeren, in erster Reihe in Betracht kommenden 
Städten bei der Diphtherie, beim Typhus und einigen anderen Krank 
heiten, von denen gleichfalls Fremde und Reichere in höherem Maße 
ergriffen werden, anders. Die Ärzte sind zwar zur Anzeige dieser Krank 
heiten verpflichtet, allein aus allerlei Opportunitätsgründen tun sie es nicht 
in genügendem Maße oder erst eventuell, wenn der Fall tötlich endet. 
Zum Teil sorgen sie wohl in ihrer Klientel dafür, daß die nötige 
Isolierung und Desinfektion vorgenommen wird; die erste ist aber 
oft so gut wie gar nicht effektiv durchzuführen und die zweite kann 
in der Tat nur von einem gut geschulten Personal in der richtigen 
Weise durchgeführt werden. 
Von besonderer Bedeutung für Ägypten sind die typhösen Fieber, 
bezüglich der Flecktyphus, der Rückfalltyphus oder -fiel)er, der 
Unterleibstyphus (gastrisches oder Nervenfieber), sodann das 
biliöse Typhoid Griesingers, welches das biliöse Rückfallneber 
und ein anderes spezifisches Fieber umfaßt (den Typhus icterodes, 
wie er in Smyrna heißt, der, wie ich glaube, dasselbe ist wie 
die Weylsche Krankheit), 
Die ersten beiden dieser Typhusformen, der Flecktyphus und das Rück- 
fallfieber, haben für Europäer eigentlich keine Bedeutung, trotzdem sie im Land 
endemisch sind und oft lokal stärkere Epidemien verursachen, denn Europäer 
sind meines Wissens kaum je von ihnen befallen worden. Es hängt dies damit zu 
sammen, daß sie eine Krankheit des armen Volkes sind (Hungertyphus)., 
Bei dem Abdominaltyphus 1 ) verhält es sich ziemlich umgekehrt, 
von diesem werden bis jetzt ganz vorwiegend Europäer befallen. 
Ob dies daher kommt, daß die Araber eine gewisse Immunität gegen den 
Typhus haben (was eigentlich kaum anzunehmen ist, ebensowenig wie die 
Europäer an sich nicht etwa immun gegen den Flecktyphus sind), oder ihn unbemerkt 
in der Jugend durchmachen, wo er ja gewöhnlich viel milder auttritt und oft 
nicht erkannt wird oder ob andere Gründe dabei im Spiel sind, ist einstweilen 
nicht zu entscheiden. 
Wie dem auch sei, kommt es beim Typhus auf jeden Fall wie 
bei der Cholera, Dysenterie und manchen anderen Krankheiten vor 
allem auf peinliche Reinhaltung der Hände vor jeder Mahlzeit an, 
reines Trink- und Gebrauchswasser und ebenso peinliche Sauberkeit 
in der Küche (gründliches Kochenlassen der Milch!).! . 
Das biliöse Fieber (die Weylsche Krankheit?), eine schwere Erkrankung, 
welche zu Griesingers Zeit anscheinend in ganz Ägypten, jedenfalls stark in 
Kairo und besonders auch in Damiette vorkam, ist jetzt auf Alexandrien be 
schränkt, und zwar anscheinend dort auf einige Gegenden und -sicher im Zurück 
gehen begriffen. 
Außer Griechen werden kaum Europäer davon befallen. 
l ) Der seinerseits, wie man erst neuerdings erkannt hat, auch verschieden 
Formen umfaßt (Paratyphus).
	        
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