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aber für die Kinder der Eingeborenen infolge ihrer absoluten Un
kenntnis jeder Privathygiene und Nachlässigkeit eine überaus schwere
Erkrankung darstellt, ja, die Krankheit ist, welche von Jahr zu Jahr,
abwechselnd in den verschiedenen Städten und Dörfern sich aus
breitend, die hohe Kindersterblichkeit verschuldet, so sind sie für euro
päische Kinder bei vorsichtigem Verhalten nicht schwerer als in
Europa. Nur zur Chamsinzeit und im Hochsommer können sie eventuell
auch für diese gefährlich werden.
Während in der Verbreitung und Schwere der Masern bisher
keine wesentliche Verbesserung zu verzeichnen war, ist der Keuch
husten, der oft zeitlich mit ihnen nahe vereint auftritt, ganz bedeutend
seltener und auch anscheinend weniger gefährlich in den letzten De
zennien geworden.
Die Influenza hat bei den großen Pandemien von 1889/90
und 1891/92 auch in Ägypten 1 ) in ausgedehntem Maße um sich ge
griffen und viele Opfer gefordert, seitdem ist sie aber recht selten und
viel gutartiger geworden als in Europa. Eine andere Infektionskrankheit
dagegen, die man in Europa nicht kennt, tritt in Ägypten in längeren
Zwischenpausen in großer Verbreitung auf, welche der Influenza in
manchen äußerlichen Punkten ähnlich ist, ohne jedoch die inneren
Organe, Lunge und Niere, wie jene zu attackieren, die Dengue.
Sie ist in Ägypten seit langer Zeit bekannt und die Araber
haben ihr früher schon den Namen »Abu rokab« (Vater des Knies)
gegeben, da die Knie bei ihrem bisweilen fast blitzschnellen Einsetzen
mit hohem Fieber oft plötzlich den Dienst versagen. Im allgemeinen
ist sie zwar mit stärkeren rheumatischen Schmerzen, eventuell Aus
schlag, hohem lieber und folgender Abgeschlagenheit verbunden, aber
durchaus gutartig.
Der eigentliche Rheumatismus, speziell der Gelenkrheumatismus
hingegen, an der Küste etwas häufiger, ist hier schon, in Kairo,
ziemlich selten, offenbar dank der trockenen Luft und Sonne. Ägypten,
besonders die südlicheren Plätze, sind deshalb geradezu vorzügliche
Kurorte für rheumatische Erkrankungen.
Etwas häufiger zwar, aber doch keineswegs so häufig als in
Europa, ist hier die Tuberkulose, speziell I,ungentuberkulose, und
seit alters ist Ägyptens Klima von Lungenleidenden aller Art als
überaus heilsam gerühmt.
Noch mehr wird es in letzter Zeit gegen Blasen- und chroni
sche Nierenerkrankungen aufgesucht und wenn sich die Höhen
kurorte und milden Inselklimate mit Ägypten betreffs ihrer günstigen
Wirkung auf Tuberkulose und andere Lungenerkrankungen um den
Rang streiten mögen, so nimmt es in bezug auf Nierenkrankheiten
durchaus und unbestritten wegen seiner gleichzeitigen Trockenheit und
Wärme den ersten Platz ein.
x ) Sie trat damals — eine sehr bemerkenswerte Tatsache - im Juli (!)
in Kosseir am Roten Meere auf.