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Der Unfalldienst lag bisher wie überall in Ägypten ausschließ
lich in den Händen der Sanität und Polizei. Am Tage haben alle Sanitäts
inspektoren — in Kairo 13 — in der Nacht einer derselben, der die
Wache im Gouvernement hat, die erste Hilfe zu leisten. Da diese offizielle
Einrichtung einmal für Europäer, aber auch sonst nicht recht mehr genügte,
hat sich vor einiger Zeit eine freiwillige Hilfs- und Rettungsgesellschaft
(speziell von Italienern) gebildet, welche die Verunglückten nach erstem
Notverband durch Ärzte in die Hospitäler überführt, die, soweit er
sichtlich, recht gut arbeitet. (Übrigens hält die Sanität ganz moderne
Ambulanzwagen.) Ein europäisches Findelhaus existierte in Kairo
unter bescheidenen Verhältnissen schon lange bei den Franziskanerinnen.
Mit Unterstützung der Wakf-Administration soll im kommenden
Winter eine große ganz moderne, nach Art der Wiener eingerichtete,
Poliklinik eröffnet werden.
Vor einigen Jahren wurde für arabische Findlinge, die von der
Regierung schon von alters her (wie in ganz Ägypten im Anschluß an die
Regierungshospitäler) durch Ammen ernährt wurden, ein besonderer
Anbau an das Kasr el Ain-Hospital als Lady Cromers Hospital ein
gerichtet, das nach manchen Mißerfolgen jetzt unter der Leitung
eines spezialistisch vorgebildeten Arztes gut reüssiert. Von wohltätigen
Anstalten ist außer den Unterstützungsgesellschaften der verschiedenen
Nationen besonders noch eine zu erwähnen, die auch nach mancherlei
Schwierigkeiten seit einigen Jahren sehr segensreich wirkt, das
Internationale Home für Frauen und Männer, was sowohl Obdach
und Wohnung (3 Klassen) gegen geringes Entgelt gibt, als auch ganz
speziell gut wirkt durch Abgabe von warmem Essen zu sehr niedrigen
Preisen.
In Alexandrien, das schon früher und stärker von Europäern
bewohnt war, bestehen und bestanden schon lange die gleichen Kranken
fürsorgeanstalten. Neben dem vortrefflich frei gelegenen und ein
gerichteten Regierungshospital (Pavillonsystem im geräumigen Garten)
besteht dort ein vorzügliches Diakonissenhospital (vor einigen Jahren
ganz neu gebaut, da das alte zu klein und von Häusern zu sehr ein
geschlossen war), ein sehr gutes europäisches Hospital und ein griechi
sches, ein jüdisches sowie ein jetzt erst fertiggestelltes österreichisch
ungarisches; weiter zwei Privathospitäler sowie ein Sanatorium, gleich
falls eine freiwillige Unfallsgesellschaft und zwei Unfallsstationen mit
Ärzten und Apotheken (von der Munizipalität unterhalten), städtische
Ambulanzwagen, Außer den Polikliniken der Hospitäler und denen
der Sanitätsinspektoren der verschiedenen Quartiere gibt es noch
zahlreiche andere, von Wohltätigkeitsgesellschaften und Privatärzten;
für Kinder zwei Polikliniken der »Societe pour la protection des
enfants«, ein solches der Lady Cromers Stiftung sowie der »creches
internationales«. Findelkinder werden, wie schon erwähnt, von dem
Regierungshospital aufgenommen sowie spezielle von der Gesellschaft
»CEuvre des enfants abandonnös«. Dazu gibt es dort noch eine
Maternitö (Gebäranstalt, die nebenbei auch in Kairo bereits in Aussicht