146
wohl ein bedeutender Export damit erzielt werden. Weiters seien genannt:
Terpentinöl ‘.and. Terpentin aus den Alpenländern, Liquiritia und Rheum
Raponticum aus Mähren, ebenso Anis, Fenchel, Kümmel, Koriander,
Senf, dann Malva arborea, Mentha, Melissa etc.
Auf dem Gebiete der chemischen Industrie kommen in
erster Linie Äther, Chloroform und Alkohol in Betracht; diese öster
reichischen Fabrikate sind infolge ihrer großen Reinheit und Verläß
lichkeit auch im Auslande gesucht und beliebt. Das gleiche gilt für
kristallisierte Karbolsäure und absolutes Phenol; ferner weist schon
jetzt der Export von Weinsteinsäure, Seignettesalz und Zitronensäure
schöne Ziffern aus. Auch Glyzerin, Formaldehyd, Ammoniumkarbonat
und Oxalsäure sind belangreiche Exportartikel. Verschiedene andere
chemisch-pharmazeutische Produkte wären gleichfalls geeignet, exportiert
zu werden.
Außerdem kommen aber noch viele andere Artikel in Betracht;
vor allem anderen Arzneispezialitäten aller Art, medizinische
Seifen, Verbandstoffe, chirurgische Instrumente, Apparate
und Utensilien für Elektrotherapie und Hydrotherapie, kos
metische Artikel und Parfümerien, Nährpräparate und diäteti
sche Artikel, medizinische und diätetische Weine, Apotheken
einrichtungen nebst den hiezu gehörigen Apparaten und Utensilien,
Mikroskope und analytischen Wagen etc. In den letztgenannten
Artikeln hat sich Österreich schon jetzt als für den Export leistungs
fähig erwiesen und wäre nur ein weiterer Ausbau der bestehenden
Geschäftsverbindungen und die Erweiterung des Exportes auf alle
oben angeführten Artikel ins Auge zu fassen.
Import und Export von Medizinaldrogen in
Österreich.
Von Dr. W. Mitlacher, Privatdozenten für Pharmakognosie an der Universität
in Wien.
Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Österreich sowohl in Im
port als im Export von Medizinaldrogen zu einer bedeutend größeren
Rolle berufen wäre, als es gegenwärtig spielt. Die Gründe, warum
unser Hafen Triest, der für den überseeischen Handel in natürlichen
Rohstoffen, speziell des Ostens, eine außerordentlich günstige Position
einnimmt, sich noch nicht zu dem Emporium entfalten konnte, zu
welchem er ausgestaltct werden könnte, sind ja wohl bekannt. Man ist
bei uns gerne geneigt, alle Mängel der Regierung in die Schuhe zu
schieben, »die nichts tut«, so lautet ja das Schlagwort.
In diesem Falle sind aber wohl andere Momente maßgebend, und
es scheint im Gegenteil eher, daß in Handelskreisen eine^ gewisse
passive Resistenz vorhanden ist, die aus dem leider echt österreichischen
Skeptizismus hervorgeht, zum Teile aber auch politische Momente hier
in Fragen hineinspielen, die mit der Politik nicht zusammengebracht
werden dürfen.