48
rühren ja fortwährend Produktion und Handel, insbesondere den
Fernhandel, was Ex- und Import betrifft.
Den allerwichtigsten Gesichtspunkt in dieser sich allmählich und
unaufhaltsam entwickelnden Änderung der Handelsverhältnisse wird
jeder produzierende Staat in der Erweiterung seiner Exportgebiete
erblicken und dementsprechend auch zu betätigen bemüht sein. Dazu
aber ist zweitens die Kenntnis der kulturell-hygienischen Landes
entwicklung der betreffenden, meist überseeischen Exportgebiete von
fundamentalem Interesse. Den größten Teil der einschlägigen Tatsachen
findet jeder Interessent allerdings in den modernen geographisch
ethnographischen Werken, Enzyklopädien und selbst in größeren Kon
versationslexika behandelt. Gewisse, besonders wichtige, die Hygiene
im engeren Sinne betreffende Abschnitte werden seit 1899, also seit
etwa 10 Jahren, den Hörern der Wiener Export-Akademie alljährlich
von mir in systematischen (bisher nicht veröffentlichten) Vorträgen
vor Augen geführt. Auch in den meisten anderen derzeit bestehenden
Handelshochschulen und ..gewerblichen Anstalten des Auslandes sind
seither derartige oder ähnliche Vorlesungen und Kurse eingerichtet
worden.
In der in Herausgabe begriffenen Geographie des Welthandels
(herausgegeben von den Herren Professoren Franz Heiderich und
Robert Sieger, 1909, bei H. Keller, Frankfurt a. M.) hat auch der
verdiente österreichische Weltreisende und Anthropologe Dr. Rudolf
Poch unter dem Titel: »Hygiene im Weltverkehr« in kurzer
Darstellung die Bedeutung der wichtigsten Infektionskrankheiten und
deren Prophylaxe gewürdigt. Eine für den kommerziellen Weltverkehr
besonders wichtige Frage des modernen Quarantänewesens, seine
Beziehungen zu den Menschen und zu den Waren wurde erst kürzlich
(1907) in diesen Jahrbüchern von mir zusammengefaßt und mit der
einschlägigen Literatur versehen.
Ich betrachte es nunmehr als weitere Aufgabe, auch fernerhin
interessante und wichtige Kapitel aus dem Gebiete der kommerziellen
Hygiene durch hervorragende Fachmänner speziell für den Kaufmanns
stand gemeinfaßlich zur Darstellung bringen zu lassen.
Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit jedoch erschien mir
hiezu zunächst die Herausgabe einer möglichst gleichmäßig angeordneten,
kurzen, systematischen Bearbeitung der gegenwärtigen hygienischen Zu
stände in allen jenen klimatisch sehr differenten I,ändern und Städten
der Welt, mit welchen die österreichisch-ungarische Monarchie bereits
mehr weniger in Handelsverkehr getreten ist oder welche bei der
dringend notwendigen Ausgestaltung unserer Handelsbeziehungen hie-
für in der Zukunft in Betracht kommen werden. Dabei gilt es nicht
nur aus der schon bestehenden reichen Literatur erst das Wertvollste
für den österreichischen Kaufmannsstand leicht nutzbar zu machen,
sondern auch möglichst viel neues Material für die in stetiger kultureller
Entwicklung begriffenen exotischen Handelsgebiete durch dort lebende
ortskundige und verständnisvolle Berichterstatter laufend zu gewinnen.