53
speziell in gesundheitlicher Beziehung und außerdem eine exakte körper
liche Untersuchung der Zirkulation-, Respirationsorgane und des
Nervensystems, auch genauere Rücksichtnahme auf die funktionellen
Defekte und physische Widerstandskraft, also z. B. auch auf die so häufige
Neurasthenie, erscheinen hier unbedingte Erfordernisse. Völlige Gesund
heit und körperliche Kraft sind die erste Vorbedingung zur Akklima
tisation in fremden Ländern. Weitgehende Erfahrungen zeigen immer
wieder, daß im allgemeinen gewisse weit verbreitete organische Er
krankungen minder wichtiger Organe, selbst leichte latente tormen
von Tuberkulose, z. B. der Lymphdrüsen, viel seltener eine absolute
Kontraindikation für Reisefähigkeit und Tropentauglichkeit darstellen,
als z. B. ausgesprochene Formen von Neurasthenie oder gewisse Augen-,
Gefäßerkrankungen etc. Wieviel unerfahrene Kauf leute anderseits gerade
durch mangelhafte Wahl ihrer Reisegebiete oder durch Außeracht
lassung zum Teile ganz primitiver, bei einigem Verständnis und ent
sprechender hygienischer Vorbildung durchaus leicht treffbarer Vorsichts
maßregeln oder auch durch unzweckmäßige Handlungen in fremden
Ländern ihre eigene Gesundheit schwer geschädigt haben und hier
durch in ihren Lebenszielen und praktischen Erfolgen zuriickgeworfen
wurden, entzieht sich natürlich einer objektiven und retrospektiven
Beurteilung; denn darüber gibt es keine Statistik und man ist eigent
lich nur auf einzelne persönliche Beobachtungen und zufällige Berichte
angewiesen.
Wert entsprechender Vorstudien auf dem Gebiete
der Hygiene.
Weder besondere Vorsicht und sonstige Lebenserfahrung noch
vieles Reisen, noch auch eine im allgemeinen besonders kräftige Kon
stitution, an der erfahrungsgemäß sonst die gewöhnlichen klimatischen
Exzesse, wie übergroße Kälte oder Hitze, längerer Aufenthalt im extremen
Höhenklima spurlos Vorbeigehen, genügen, um gewissen endemischen,
insbesondere infektiösen Schädlichkeiten auf die Dauer völlig auszu
weichen. Der Einfluß des geänderten Klimas schwächt erfahrungs
gemäß auch die Widerstandskraft mitunter der Stärksten. Hiezu kommt
noch die Änderung der sonstigen Verhältnisse und Ansprüche an die
physischen und geistigen Kräfte des einzelnen, ganz besonders dort,
wo derselbe, in hygienisch-sanitären Fragen unerfahren, nunmehr gleich
zeitig mit den Schwierigkeiten neuartiger geschäftlicher Agenden betraut,
auch noch viel mehr als bisher, auf seine eigene Persönlichkeit bedacht
sein soll.
Wie wertvoll werden in solchen Lebenslagen dem Tropenreisenden
überhaupt dem in fremden Ländern sich akklimatisierenden Kaufmann
für sich und seine Familie die theoretischen Kenntnisse zu einer streng
hygienischen Lebensführung also ein Mindestmaß aus den Lehren der All
tagshygiene mit besonderer Berücksichtigung einzelner wichtiger Fragen
aus dem Gebiete der Akklimatisation und Prophylaxe gegenüber gewissen