Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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speziell in gesundheitlicher Beziehung und außerdem eine exakte körper 
liche Untersuchung der Zirkulation-, Respirationsorgane und des 
Nervensystems, auch genauere Rücksichtnahme auf die funktionellen 
Defekte und physische Widerstandskraft, also z. B. auch auf die so häufige 
Neurasthenie, erscheinen hier unbedingte Erfordernisse. Völlige Gesund 
heit und körperliche Kraft sind die erste Vorbedingung zur Akklima 
tisation in fremden Ländern. Weitgehende Erfahrungen zeigen immer 
wieder, daß im allgemeinen gewisse weit verbreitete organische Er 
krankungen minder wichtiger Organe, selbst leichte latente tormen 
von Tuberkulose, z. B. der Lymphdrüsen, viel seltener eine absolute 
Kontraindikation für Reisefähigkeit und Tropentauglichkeit darstellen, 
als z. B. ausgesprochene Formen von Neurasthenie oder gewisse Augen-, 
Gefäßerkrankungen etc. Wieviel unerfahrene Kauf leute anderseits gerade 
durch mangelhafte Wahl ihrer Reisegebiete oder durch Außeracht 
lassung zum Teile ganz primitiver, bei einigem Verständnis und ent 
sprechender hygienischer Vorbildung durchaus leicht treffbarer Vorsichts 
maßregeln oder auch durch unzweckmäßige Handlungen in fremden 
Ländern ihre eigene Gesundheit schwer geschädigt haben und hier 
durch in ihren Lebenszielen und praktischen Erfolgen zuriickgeworfen 
wurden, entzieht sich natürlich einer objektiven und retrospektiven 
Beurteilung; denn darüber gibt es keine Statistik und man ist eigent 
lich nur auf einzelne persönliche Beobachtungen und zufällige Berichte 
angewiesen. 
Wert entsprechender Vorstudien auf dem Gebiete 
der Hygiene. 
Weder besondere Vorsicht und sonstige Lebenserfahrung noch 
vieles Reisen, noch auch eine im allgemeinen besonders kräftige Kon 
stitution, an der erfahrungsgemäß sonst die gewöhnlichen klimatischen 
Exzesse, wie übergroße Kälte oder Hitze, längerer Aufenthalt im extremen 
Höhenklima spurlos Vorbeigehen, genügen, um gewissen endemischen, 
insbesondere infektiösen Schädlichkeiten auf die Dauer völlig auszu 
weichen. Der Einfluß des geänderten Klimas schwächt erfahrungs 
gemäß auch die Widerstandskraft mitunter der Stärksten. Hiezu kommt 
noch die Änderung der sonstigen Verhältnisse und Ansprüche an die 
physischen und geistigen Kräfte des einzelnen, ganz besonders dort, 
wo derselbe, in hygienisch-sanitären Fragen unerfahren, nunmehr gleich 
zeitig mit den Schwierigkeiten neuartiger geschäftlicher Agenden betraut, 
auch noch viel mehr als bisher, auf seine eigene Persönlichkeit bedacht 
sein soll. 
Wie wertvoll werden in solchen Lebenslagen dem Tropenreisenden 
überhaupt dem in fremden Ländern sich akklimatisierenden Kaufmann 
für sich und seine Familie die theoretischen Kenntnisse zu einer streng 
hygienischen Lebensführung also ein Mindestmaß aus den Lehren der All 
tagshygiene mit besonderer Berücksichtigung einzelner wichtiger Fragen 
aus dem Gebiete der Akklimatisation und Prophylaxe gegenüber gewissen
	        
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