Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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zur Charakteristik des Klimas dient. Speziell für kommerzielle Zwecke 
erscheint mir die besondere, wenn auch nur beiläufige Registrierung, 
beziehungsweise Parallelstellung der Zahl der Sommer-, Winter- und' 
Tropentage einer Gegend von praktischem Interesse. 
Andere Temperaturangaben z. B. über Temperatursummen, mittlere 
Frost- und Reifgrenzen, Bodentemperatur etc. erscheinen mir, obwohl 
durchaus interessant, fast entbehrlich. 
Selbstverständlich ist aber bei allen Temperaturmessungen deren 
Homogenität ein prinzipielles Erfordernis, d. h. es müssen sich Mittel 
oder Einzelwerte durchaus auf dieselbe Lokalität und auf stets unge- 
änderte Einflüsse der Umgebung, ferner auf dasselbe Meßinstrument 
in derselben Aufstellung beziehen. 
Als zweitwichtigstem Faktor ist stets den Verhältnissen der Luft 
feuchtigkeit, der Niederschläge und Bewölkung zu gedenken. 
Hier ist es vor allem die relative Feuchtigkeit, d. i. das Ver 
hältnis des faktischen Prozentgehaltes zur Aufnahmefähigkeit der Luft 
für die betreffende Temperatur oder das, wie es Flügge 1 ) und später 
Den e cke 2 ) treffend bezeichnet haben, Sättigungsdefizit der Luft 
feuchtigkeit, das zur letzteren in strengen proportionalen Beziehungen steht. 
Diese relative Feuchtigkeit ist es ja auch, von welcher wir, wie 
auch Hann 3 ) bemerkt, unbewußt sprechen, wenn wir die Luft 
schlechtweg als feucht oder trocken bezeichnen. »Die Winterluft ist in 
unserem Klima feucht, trotz geringen absoluten Wassergehaltes, die 
Sommerluft trocken, trotz ihres zwei- bis dreimal größeren Wasser 
gehaltes. Die relative Feuchtigkeit ist es, welche neben der Tem 
peratur das Wasserbedürfnis der Organismen bedingt.« Deshalb ist 
gerade dieser klimatische Paktor bei allen Berichten wichtig und un 
entbehrlich. Hohe relative Feuchtigkeit äußert sich z. B., wie bekannt, 
im Feuchtwerden der Kopfhaare, des Bartes, im Kältegefühl, umgekehrt 
sehr niedere in einem unangenehmen Kratzen und Jucken im Hals 
und Nase, auslösender Trockenheit der Schleimhäute und führen 
derartige Exzesse im Feuchtigkeitsgehalte der Luft auch zu Erkran 
kungen, wie einerseits zu Erkältungen in allzu feuchter, anderseits zu 
chronischen Katarrhen der Schleimhäute, aber auch zu Reizungen des 
Nervensystems, vielleicht, wie man annimmt, infolge der Wasserverarmung 
des Blutes in allzu trockener Luft. 
Autregungszustände, Schlaflosigkeit, Unruhe, wie sie insbesondere 
auch in dem stets relativ sehr trockenem Höhenklima Vorkommen, 
dürften allerdings im Gegensatz zu der Anschauung mancher Autoren, 
auch z. B. Hann, nicht so sehr durch Wasserverarmung als durch Blut 
druckdifferenzen, d. i. vermehrtem Gefäßdruck, vielleicht sogar durch 
die Blutgasentbindung in den Gefäßen durch den verminderten Luft 
druck zurückzuführen sein. 
1 ) Lehrbuch der hygienischen Untersuchungsmethoden, 1881, und Lehrbuch 
der Hygiene. 
2 ) Zeitschrift für Hygiene, Band I. 
s j Handbuch der Klimatologie, 1908,1. Band, allgemeine Klimalehre, pag. 48
	        
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