Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

65 
Daß die durchschnittliche Schlankheit und geringe Anlage der Muskel- 
und Drüsenapparate der Amerikaner, wie sie E. Desor 1 ) gefunden haben will, 
im trockenen Landklima der Vereinigten Staaten begründet ist und daß die 
Amerikaner in europäischen Städten bei längerem Aufenthalte bald Fett ansetzen, 
ruhiger und träger werden, während Europäer in Amerika sehr bald nervös 
werden und abmagern, sind interessante, hier bemerkenswerte Beobachtungen, 
deren genauere Analyse und auch Bestätigung allerdings noch aussteht. 
Temperatursprünge, die in Wüsten oder trockenen Gegenden leicht 
ertragen werden, bewirken in feuchten Gegenden bei vielen Menschen 
leicht Rheumatismus und Erkältungskrankheiten. 
Temperaturangaben ohne zugehörige Feuchtigkeitswerte sind dem 
nach geradezu wertlos. 
Neben den Angaben über die Regendichte eines Ortes, welche 
man erhält, indem man die Regensumme eines Monates durch die 
Zahl der Regentage desselben dividiert, sind natürlich, wie schon 
früher bemerkt, Angaben über die Trocken- und Regenperioden eines 
Ortes mit Unterscheidung nach Jahreszeiten wertvoll. Als Anhaltspunkt 
für den Vergleich dient wohl die für jede bewohnte Gegend ge 
messene Zahl der durchschnittlichen Niederschlagsmengen eines Jahres. 
Aus solchen Daten läßt sich mit hinreichender Genauigkeit die 
absolute Regenwahrscheinlichkeit des Ortes für gewisse Monate 
ermitteln. 
Was für niedere Breiten der Regen, ist für die mittleren und ins 
besondere höheren Breiten die Schneedecke. Obwohl für die meisten 
geographischen Breiten diesbezügliche Angaben für Handel und Ver 
kehr von weitaus geringerer Bedeutung sind als die Regenverhältnisse 
für die Tropen, so sind für die Beschreibung der klimatisch hygieni 
schen Verhältnisse schon der Vollständigkeit wegen dennoch folgende 
Momente von Belang (Hann): 
1. Die Dauer einer »geschlossenen« Schneedecke. 
2. Die Tage mit Schneefall eines oder mehrerer Berichtsjahre 
eventuell mit Angabe der Schneehöhe einzelner Schneefälle. 
3. Das Datum des ersten und letzten Schneefalles in den Jahren 
der betreffenden, 5—10jährigen, Berichtsperiode. 
Von ganz besonderer klimatischer und auch hygienisch medizini 
scher Bedeutung sind die Verhältnisse der Himmelsbedeckung, Be 
wölkung, Nebel und Sonnenscheindauer. Wie sehr einerseits die 
direkte Sonnenbestrahlung, »Besonnung«, oxydierend und bakterizid, 
d. i. Luft und Boden von schädlichen Krankheitskeimen befreiend, wirkt, 
sowohl direkt durch die ultravioletten, d. i. dunklen und hauptsächlich 
chemisch wirksamen Strahlen, als auch indirekt, schon durch die Aus 
trocknung des feuchten oder sumpfigen Bodens und die mittelbare 
Wirkung der Trocknung auf gewisse keimverbreitende Insekten 
(Mücken), ist wohl für jedermann einleuchtend. Ebenso, daß Exzesse 
des Klimas nach beiden Richtungen hin, und zwar sowohl durch 
intensiven, fast ununterbrochenen Sonnenschein und abkühlungslose 
Hitzeperioden als auch durch langdauernde Düsterkeit, totale Bewölkung 
*) Siehe auch in Hanns Allgemeiner Klimatologie, 1909, Band X. 
XII. Jahrbuch. 5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.