Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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Von einem gewissen, deskriptiven, mehr sozialen als rein klimatisch 
wissenschaftlichem Interesse sind in solchen Beschreibungen gewisse 
phänologische Beobachtungen, insbesondere solche, welche das Pflanzen 
reich betreffen. 
Bei den Beziehungen zwischen »Erntezeit und klimatischen Ver 
hältnissen« (Vgl. darüber Karsten 1 ) wirkt eine derartige Charakteri 
sierung eines Landes gerade für den Landwirt, Pflanzer und Kauf 
mann besser, wenigstens rascher orientierend als eine Reihe von 
exakten Tabellen allein. 
Um die klimatischen Beschreibungen vollends lebendig zu gestalten, 
soll neben den erhältlichen und verläßlichen oder selbst erhobenen 
Zahlenwerten der regelmäßigen Erscheinungen außerdem noch alles das 
angegeben werden, was einerseits die Konstanz, anderseits die Veränder 
lichkeit, das Zyklonenhafte des Klimas betrifft, womöglich auch mit An 
gabe der wichtigsten Sturmzentren eines Landes und der Sturmperioden. 
Obwohl für jeden verständnisvollen Leser solcher Länder- und 
Ortsbeschreibungen altbewährte und charakteristische Ausdrücke, wie 
Land- und Seeklima, Berg- oder Höhenklima, schon an und für sich 
viel besagen, kann zwecks genauerer Orientierung auf die früher ge 
nannten klimatischen Daten nicht völlig verzichtet werden. Als ein 
mustergültiges, wenn auch für unsere mehr praktischen Zwecke immer 
noch zu ausführlich gehaltenes Schema der Temperatur-, Luftdrucks 
und Niederschlagsverhältnisse eines Ortes verweise ich auf den 
I. Band des 1908 neu erschienenen Buches Klimatologie von Hann 
und speziell auf die dort für das Klima Wiens gegebene Mustertabelle. 
Während der Korrektur dieses Aufsatzes ist das Werk Geographie 
des Welthandels von Sieger und Heiderich im Buchhandel er 
schienen. In dessen einleitendem Teile »Die Wirtschaftsgeographie und 
ihre Grundlagen« erörtert der eine der Autoren, Professor der hiesigen 
Export-Akademie und Konsularakademie Franz Heiderich, bereits im 
Allgemeinen die wichtigsten jener Beziehungen zwischen Klima und 
Boden einerseits und zwischen diesen beiden und der Wirtschaft 
anderseits. In dieser überaus anregenden, gedankenreichen und doch 
konzisen Zusammenfassung ist auch auf alle wichtigeren diesbezüglichen 
Werke der Weltliteratur Rücksicht genommen. Die Lektüre dieses 
Buches ist heute jedem Kaufmann dringendst zu empfehlen. Dort sagt 
Heiderich: Das Klima ist einer der machtvollsten, ja viel 
fach der entscheidende Faktor für das organische Leben 
überhaupt wiefürdiemenschlicheWirtschaftimbesonderen. ä ) 
x ) »Kiel«, 1884, und »Meteorologische Zeitschrift« ex 1885. 
In F. Ratzels Anthropogeographie, II. Aull., Stuttgart 1891, sowie in 
desselben Politische Geographie 2. Aul, München-Berlin 1903, desselben Lebens 
raum, Tübingen 1901, ferner im E. v. Halle, die klimatische Verteilung der 
Industrie, Geogr. Zeitschrift, VI. Bd., und in A. Lehmann u. R. H. Pedefsen 
das Wetter und unsere Arbeit, Leipzig 1907, sowie in W. J. van Bebber, 
Hygienische Meteorologie für Ärzte und Naturforscher, Stuttgart 1895, seien hier 
nur die allerwichtigsten einschlägigen Sammel- und Fachwerke genannt. In den 
selben finden sich alle übrigen zahlreichen Literaturquellen verzeichnet. — 
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