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Von einem gewissen, deskriptiven, mehr sozialen als rein klimatisch
wissenschaftlichem Interesse sind in solchen Beschreibungen gewisse
phänologische Beobachtungen, insbesondere solche, welche das Pflanzen
reich betreffen.
Bei den Beziehungen zwischen »Erntezeit und klimatischen Ver
hältnissen« (Vgl. darüber Karsten 1 ) wirkt eine derartige Charakteri
sierung eines Landes gerade für den Landwirt, Pflanzer und Kauf
mann besser, wenigstens rascher orientierend als eine Reihe von
exakten Tabellen allein.
Um die klimatischen Beschreibungen vollends lebendig zu gestalten,
soll neben den erhältlichen und verläßlichen oder selbst erhobenen
Zahlenwerten der regelmäßigen Erscheinungen außerdem noch alles das
angegeben werden, was einerseits die Konstanz, anderseits die Veränder
lichkeit, das Zyklonenhafte des Klimas betrifft, womöglich auch mit An
gabe der wichtigsten Sturmzentren eines Landes und der Sturmperioden.
Obwohl für jeden verständnisvollen Leser solcher Länder- und
Ortsbeschreibungen altbewährte und charakteristische Ausdrücke, wie
Land- und Seeklima, Berg- oder Höhenklima, schon an und für sich
viel besagen, kann zwecks genauerer Orientierung auf die früher ge
nannten klimatischen Daten nicht völlig verzichtet werden. Als ein
mustergültiges, wenn auch für unsere mehr praktischen Zwecke immer
noch zu ausführlich gehaltenes Schema der Temperatur-, Luftdrucks
und Niederschlagsverhältnisse eines Ortes verweise ich auf den
I. Band des 1908 neu erschienenen Buches Klimatologie von Hann
und speziell auf die dort für das Klima Wiens gegebene Mustertabelle.
Während der Korrektur dieses Aufsatzes ist das Werk Geographie
des Welthandels von Sieger und Heiderich im Buchhandel er
schienen. In dessen einleitendem Teile »Die Wirtschaftsgeographie und
ihre Grundlagen« erörtert der eine der Autoren, Professor der hiesigen
Export-Akademie und Konsularakademie Franz Heiderich, bereits im
Allgemeinen die wichtigsten jener Beziehungen zwischen Klima und
Boden einerseits und zwischen diesen beiden und der Wirtschaft
anderseits. In dieser überaus anregenden, gedankenreichen und doch
konzisen Zusammenfassung ist auch auf alle wichtigeren diesbezüglichen
Werke der Weltliteratur Rücksicht genommen. Die Lektüre dieses
Buches ist heute jedem Kaufmann dringendst zu empfehlen. Dort sagt
Heiderich: Das Klima ist einer der machtvollsten, ja viel
fach der entscheidende Faktor für das organische Leben
überhaupt wiefürdiemenschlicheWirtschaftimbesonderen. ä )
x ) »Kiel«, 1884, und »Meteorologische Zeitschrift« ex 1885.
In F. Ratzels Anthropogeographie, II. Aull., Stuttgart 1891, sowie in
desselben Politische Geographie 2. Aul, München-Berlin 1903, desselben Lebens
raum, Tübingen 1901, ferner im E. v. Halle, die klimatische Verteilung der
Industrie, Geogr. Zeitschrift, VI. Bd., und in A. Lehmann u. R. H. Pedefsen
das Wetter und unsere Arbeit, Leipzig 1907, sowie in W. J. van Bebber,
Hygienische Meteorologie für Ärzte und Naturforscher, Stuttgart 1895, seien hier
nur die allerwichtigsten einschlägigen Sammel- und Fachwerke genannt. In den
selben finden sich alle übrigen zahlreichen Literaturquellen verzeichnet. —
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