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insbesondere in Hafenstädten, Küstenplätzen und Knotenpunkten mit
gesteigertem Verkehr, bei den ubiquitär, kosmopolitisch auftretenden
Infektionskrankheiten, wie Typhus, Diphtherie, Pneumonie, Influenza,
Cerebrospinalmeningitis, Rückfallfieber, ferner wie gewisse Wund
infektionskrankheiten, schwere Hauteiterungen, Rotlauf, Puerperalfieber
und Tetanus, endlich wie Tuberkulose, Lepra und Syphilis. Letztere,
wie andere venerische Krankheiten, Tripper, Papillomatosis und weiche
Geschwürformen bilden für den jüngeren, ledigen Eingewanderten
mitunter eine stetige und schwere Gefahr.
Von den sogenannten Zoonosen, das sind durch den Verkehr
mit Tieren auf den Menschen übergehendem Erkrankungen, spielen in
fremden Ländern namentlich Milzbrand und Tollwut, seltener Rotz
eine Rolle. Von den sogenannten akuten, vorwiegend Kinder be
fallenden Exanthemen, Ausschlägen spielen genau, wie in unseren
Breiten Masern und Scharlach, außerdem aber besonders noch Fleck
typhus eine bedeutende Rolle. 1 )
Authentische, d. i. offizielle oder doch individuelle, aber objek
tive, durch die Ärzte des Landes autorisierte Berichte über das Vor
kommen derartiger Erkrankungen, zumal wenn dieselben gehäuft auf
trete» 1 . zu Endemien oder Epidemien führen, oder doch der Morbi
dität eines Landes einen gewissen charakteristischen Stempel auf
drücken, sind mitunter wertvolle Behelfe zur Orientierung. Für die
am meisten gefürchteten und durch den Verkehr am leichtesten ver
schleppbaren Volksseuchen, wie Cholera, Pest, Gelbfieber, Pocken und
einige Zoonosen, ist ja durch die allüberall leicht erhältlichen Berichte
des deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamtes und im Österreichischen
Sanitätswesen in ausgezeichneter Weise laufende Orientierung ge
schaffen, denn diese Berichte erscheinen allwöchentlich und schließen
sich an die jeweiligen internationalen Quarantänebestimmungen an.
Bei den von uns ins Auge gefaßten Skizzen handelt es sich aber
weniger um die Registrierung der elementar auftretenden, aber fast
außer jeder Berechnung stehenden Volksseuchen, als um manche der
früher genannten banalen und minder gefährlichen infektiösen Er
krankungen, insoferne diese ja doch auch durch ihre Häufigkeit oder
die spezifische Art ihres Auftretens und ihrer Verbreitung der Salu-
brität erheblich Eintrag tun. Natürlich wäre, wo nur irgend möglich,
gleichzeitig aller jener allgemeinen und individuellen Prohibitiv-° und
Präventivmaßregeln Erwähnung zu tun, die dort im orts- und landes
üblichen Gebrauche stehen; z. B. ob Amtsärzte, Isolierspitäler und
Baracken, Infektionsanzeigen (Anzeigepflicht, für welche Erkrankungen?)
bestehen. Die Erwähnung letzterer erfolgt natürlich kaum jemals ohne die
) In jüngster Zeit hat I)r. Rudolf Pöch eine gerundete und insbe
sondere auch für Laien instruktive Übersicht der Krankheiten fremder Länder
und zugleich über die zweckmäßigsten prophylaktischen Maßnahmen gegen dieselben
unter dem l'itel: »Hygiene im Weltverkehr« in dem von Sieger und Heiderieh
herausgegebenen Werke: »Geographie des Welthandels« (siehe nag 2P> u II)
gegeben. ' ■ •