Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

Einleitung. 
Schon aus den Erzählungen über die Schicksale der Juden in 
Ägypten im Alten Testament, die unsere Kinderphantasie fesselten, 
wie anderseits aus den klassischen Reiseberichten Herodots tritt uns 
Ägypten als ein an den größten Merkwürdigkeiten überreiches, ja, als 
ein wahres Land der Wunder entgegen, und das ist es in mehrfacher 
Beziehung bis auf den heutigen Tag geblieben. Nicht nur betrachten 
wir voll Staunen, wie einst Herodot, seine zahlreichen großartigen 
Baudenkmäler, beredte Zeugen tausendjähriger hochentwickelter Kultur 
epochen, sowie die neuen reichen Funde aller Art, die uns über die 
ältesten beglaubigten historischen Epochen unterrichten, welche jetzt 
durch zahlreiche Gelehrte verschiedener Nationen aus dem Boden, der 
sie so lange bewahrte, systematisch ausgegraben werden. Nicht nur 
erkennen wir, zu unserer Verwunderung, in der heutigen Bevölkerung, 
trotz so vielfacher Mischungen, trotz äußerlicher Übertünchung und 
gewisser Ummodelung durch den Mohammedanismus, in ihren Ge 
sichtszügen, Sitten und Gebräuchen, vielfach die unverkennbaren Enkel 
der alten Ägypter, besonders die Kopten Oberägyptens gemahnen uns 
in frappanter Weise an die Typen, die wir auf den Grabdenkmälern 
der Pharaonen in so lebensfrischer Weise dargestellt finden. Immer 
von neuem übt es den lebhaftesten Reiz auf uns aus, in den 
Städten, vor allem in Kairo, der Hauptstätte der mohammedanischen 
Religion und der Denkmäler aus der Blütezeit arabischer Kunst, die 
verschiedenartigsten Völkertypen des Okzidents und des Orients in 
ihren bunten Erscheinungen, Trachten und Gebräuchen, in allen Ab 
stufungen des einfachsten Naturlebens und der modernen Kultur sich 
in den farbenprächtigsten Bildern zu stets wechselnden Gruppen ver 
einigen und durcheinander drängen zu sehen. 
Aber auch das Land selbst erweckt durch seine besondere Lage 
und durch seine eigentümliche Bildung und Gestaltung, der großen 
Fruchtbarkeit seines Bodens, sowie anderseits durch sein ganz eigen 
artiges Klima unser höchstes Interesse. 
Muß es nicnt in der Tat als ein Wunder erscheinen dieses 
Fand, das schon Herodot als ein Geschenk des Nil gepriesen hat -— 
jenes sagenumwobenen Stromes, der, Tausende von Kilometern weit
	        
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