Full text: XII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (12)

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Faden durch die ungeheuren Wüsten hinzieht. Die größte Breite des 
Ackerlandes beträgt bei Beni Souef 21 km; im Mittel vielleicht 10 bis 
12 km. Von Kairo an entfaltet sich das Tal zunächst wenig, sodann 
stärker besonders nach Westen, einer Palmenkrone vergleichbar, 
nach dem Mittelmeer zu, mit Alexandrien als äußersten Punkt im 
Westen (31 0 LT nördl. Breite und 29° 53' östl. Länge) und Damiette 
im Osten 8 km von der Mündung des Nil ungefähr am 31 % nördl. 
Breite und 31 *4 östl. Länge, in seiner größten Breite auch nur 
207 km messend. 
Ein schmaler Streifen Landes, dem Süßwasserkanal entlang nach 
Ismaiiia ziehend, führt nach dem Suez-Kanal, der bei Port Said endet 
und bekanntlich unter enormen Opfern durch die Wüste gebaut 
wurde. Von diesem Kanal aus nördlich ist das Land teils Acker, teils 
Wüste, zu großem Teil Seengebiet - Menzaleh-See. Somit sind die 
Größenverhältnisse des Deltas auch nur sehr bescheidene (22.000 h»r\ 
und das übrige Ägypten erscheint in Wirklichkeit nur als eine lang hin 
gezogene schmale Oase, im Vergleiche zu der die Wüsten im Osten 
und Westen von geradezu unermeßlicher Größe sind. 
Von Assuan nach Süden dehnt sie sich über 9 Breitengrade hin aus (d. i. 
eine Distanz ungefähr so weit wie von Mailand nach Hamburg) und die sich im 
Westen anschließende Sahara hat eine Größe von 6 n s Millionen Quadratkilo 
meter _ dergestalt, daß sie doppelt so groß ist wie das Mittelmeer — und noch 
2 Millionen Quadratkilometer größer als ganz Zentraleuropa mit sämtlichen Halb 
inseln, wie Spanien, Italien etc.! Verhältnisse, von denen man sich bei den ge 
bräuchlichen Karten Afrikas keine rechte Vorstellung macht. Im Westen Ägyptens 
schließt sich daran die Libysche Wüste 1 ) an, die bis zum Meer reicht. Östlich be 
grenzt die Arabische Wüste 1 ) Ägypten, welche erst wie die Libysche Wüste nur 
flach, bis 250—500 m sich erhebend, nach dem Roten Meer hin sich bei Suez 
bis zu 1000 w, weiter südlich bei Kenneh bis 2000 m erhebt. Jenseits des 
schmalen nur ca. 250 km breiten Roten Meeres erhebt sich wieder unermeßliche 
Wüste — das große Arabien, Arabia deserta mit der Sinai-Halbinsel (ca. 3 Mil 
lionen Quadratkilometer), während östlich vom Delta sich Palästina und Syrien 
mit seinen Wüstenterrains anschließt. Somit ist Ägypten von Süden, Westen 
und Osten unmittelbar von ungeheuren Wüstenflächen umgeben, die. sich beider 
seits bis zum Mittelmeer erstrecken — ja, noch den nördlichsten Küstenstrich des 
Deltas um säumen. 
Neben der Wüste hat dann allerdings auch das Mittelmeer seinen 
Einfluß auf das Klima Ägyptens — allein seine Wirkungssphäre ist 
doch wesentlich beschränkter und in mehr ausgesprochener Weise nur 
nahe der Küste bemerkbar. 
Gemäß der südlicheren Breitenlage und der damit gegebenen 
größeren Sonnennähe ist die mittlere Jahrestemperatur Ägyptens 2 ) 
beträchtlich höher als die europäische und steigt naturgemäß vom 
Norden, der Küste, nach dem südlichen Inneren allmählich an. 
Sic beträgt bei Alexandrien. 20’6° C, bei Kairo 21'2° C, bei Assuan 25'2° C. 
(Wadi Haifa 25'6° C), bei Khartum 28'2° C, bei Suakin 28’7° C (bei Wien 9'7° CI). 
9 Die Größe der Libyschen Wüjjt wird auf ca. 2,650.000 km}, die 
der Arabischen Wüste (Arabia petraea) auf ca. 470.000 km? angegeben. (Capt. 
H. G. Lyons.) 
2 ) Siehe die Tabellen Seite 128 u. ff.
	        
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