Full text: XIV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (14)

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Was die Feuerversicherung betrifft, war zweifelsohne der kolos 
sale Brand Londons im Jahre 1666 die Ursache energischer Entwick 
lung dieses Assekuranzzweiges. 
Wie verheerend dieser Brand war, zeigen folgende Ziffern: Es 
wurden nicht weniger als 13.000 Häuser zerstört und dadurch zirka 
l^ Million Bewohner obdachlos; der Schaden erreichte die enorme 
Ziffer von £ 7,000.000 — zirka K 170,000.000. Diesem Umstande aber 
hat England zu verdanken, daß die segensreiche Institution der Feuer 
versicherung früher als in den anderen Ländern Europas eine hohe 
Ausbildung erfahr. Anfangs wurde der Versicherungsbetrieb von ein 
zelnen Personen kultiviert; doch wurden diese Einzel Versicherer bald 
durch anonyme Gesellschaften abgelöst, da sich behufs rationellei 
Ausübung dieses Geschäftszweiges die Notwendigkeit eines großen ße- 
triebskapitales ergab. 
Was Österreich in versicherungswirtschaftlicher Beziehung betrifft, 
war es erst dem Anfänge des 19. Jahrhunderts Vorbehalten, die Früchte 
der Anstrengungen privater Unternehmer zu zeitigen; während Jahr 
zehnte vorher die Feuerversicherung im benachbarten Deutschland nach 
englischem Muster in der Form von Feuersozietäten ihre Ausgestaltung 
erfahren hatte, gab es bis zum Jahre 1811 in Österreich keine Feuei- 
- Versicherungsgesellschaft, wenn wir von den lokalen Bauernvereinen 
mit ihren primitiven Einrichtungen absehen wollen; erst von diesem 
Zeitpunkte ab wurden seitens der Landesverwaltungen „Landes-Brand- 
schaden-Anstalten” ins Leben gerufen, meist in Verbindung mit den 
k k. Steuerämtern, indem diese letzteren die Akquisitionsorgane für 
die Anstalten abgäben. 
Nachdem schon seit 1803 der Pionier der österreichischen Pri 
vatassekuranz „Georg Ritter von Högelmüller” für die Errichtung einer 
Privatanstalt agitiert hatte, erfloß im Jahre 1819 eine allerhöchste 
Entscheidung, worin den Privatunternehmungen der Versicherungs 
betrieb überlassen und diesen tatkräftige Unterstützung und Schutz 
versprochen wurde. 
Die erste Privatanstalt war die k. k. priv. wechselseitige Brand 
schaden-Versicherungsanstalt zu Wien (1825). 
Wie gewaltig sich seither das Versicherungswesen — getreu seinen 
volkswirtschaftlichen Tendenzen — entwickelt hat, geht daiaus hex vor, 
daß vor 1850 der Versicherungsbetrieb .in Österreich-Ungarn durch vier 
Aktiengesellschaften und 7 Gegenseitigkeitsvereine, im Jahre 1910 da 
gegen durch 100 Aktiengesellschaften und 135 Gegenseitigkeitsanstalten 
ausgeübt wurde. 
Die Lebensversicherung hat längere Zeit gebraucht, um von dem 
klassischen Lande dieses Versicherungszweiges, England, nach Öster 
reich-Ungarn zu gelangen; sie fand ihren ersten Vertretei in de: 
wechselseitigen Lebensversicherungsanstalt „Janus”, die am 10. No 
vember 1839 den Betrieb aufnahm. 
Anfang der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts wurden die 
ersten Versuche zur Einführung der Viehversicherung gemacht und in
	        
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