Full text: XIV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (14)

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Marseille stellt nicht nur einen mächtigen Konsumfaktor dar durch 
seine Industrie, sondern auch durch seine Bevölkerung (über 500.000 Ein 
wohner) und seinen großen Schiffsverkehr. Früchte, Gemüse, Wein, 
Öl, Kolonialwaren verschiedener Art, Vieh u. a. Einfuhrwaren ge 
langen in bedeutenden Mengen in der Stadt selbst zum Verbrauch. 
Aber auch der Schiffsproviant ist hoch zu veranschlagen. Der Mar 
seiller Kammerbericht gibt für das Jahr 1909 5'92 Millionen Meter 
zentner als „provisions de bord” an. Schiffsverkehr, lokale Industrie 
und Stadtkonsum bewirken fast ausschließlich den mächtigen Kohlen 
verkehr des Platzes. Im „Generalhandel” betrug derselbe im Jahre 1909 
nach dem Tableau general 14T9 Millionen Meterzentner in der Einfuhr 
und 6’78 Millionen Mill. Meterzentner in der Ausfuhr; zusammen ergibt 
das 20'97 Meterzentner, das ist nicht viel weniger als 1 / B des ge 
samten Warenverkehrs im „Generalhandel” Marseilles, Nach den An 
gaben des Jahresberichtes der Handelskammer bestand die Ausfuhr 
fast zur Gänze aus Schilfskohle für den eigenen Verbrauch der Schiffe. 
Das engere Stadtgebiet hatte einen Verbrauch von 5 - 69 Millionen 
Meterzentner, wovon 3'98 in der Industrie. 
Was den reinen Handel (Handel im engeren Sinne) in Mar 
seille anbelangt, so erscheint der Platz als das bedeutendste 
Handelszentrum am Mittel meer. das insbesondere im west 
lichen Mittelmeergebiete dominiert. Algier und Tunis in 
erster, Spanien und Marokko in zweiter Linie sind die charakteristi 
schen Handelsgebiete des Marseiller Auslandshandels. 
Marseille besorgt Warenaustausch zwischen verschiedenen Mittel 
meerländern, liefert die Produkte dieser (auch des französischen Südens) 
außer nach Frankreich hauptsächlich nach der Schweiz und Süd 
westdeutschland, Belgien und England, aber auch nach nördlicheren 
europäischen Gebieten und einige Artikel in großen Quantitäten nach 
den Vereinigten Staaten von Amerika, während es '— wenn auch 
(insbesondere relativ) in viel kleinerem Maße — importierte Übersee 
produkte nach den Mitteimeerländern weiterverkauft. Außerhalb des 
Mittelmeergebietes unterhält Marseille noch lebhafte, mehr oder minder 
ähnliche Handelsbeziehungen mit den Ländern am Schwarzen Meer 
und am Persischen Golf (insbesondere Mesopotamien), mit den fran 
zösischen Kolonien in der nördlichen Hälfte Westafrikas und in ge 
ringerem Maße mit Ostafrika. Beim Verkauf nach diesen Gebieten 
.rändelt es sich zu großem Teil wieder um Mittelmeerprodukte (ein 
schließlich jener der eigenen Industrie), 
Der (reine) Exporthandel Marseilles in Fabrikaten und in fran 
zösischen landwirtschaftlichen Produkten, die außerhalb der Mittel 
meerzone gewonnen werden, ist klein. Hierin dominiert Paris. 
Inwieweit von Marseiller Handelsfirmen ein allgemeines Exportgeschäft 
betrieben wird, ist auf S. 103 näher erörtert. 
Aber auch als Importhandelsplatz für die Produkte der 
weiteren Übersee ist Marseille nicht sehr bedeutend. Das Kolonial- 
warengeschäft hat seinen Hauptsitz in Le Havre, für einige Artikel
	        
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