Full text: XIV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (14)

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für solche im übrigen Europa, wodurch sie in der Handelsorgani 
sation nicht den Charakter von speziellen Vermittlern des Auslands 
geschäftes gewinnen, sondern eher in einer Reihe mit den gewöhn 
lichen Großhändlern erscheinen. Das Zurückstehen der speziellen 
Exporteure und Importeure im Marseiller Handel erklärt sich zum 
Teil aus der Nähe der Handelsgebiete, mit denen Marseille seinen 
Haupthandel unterhält und mit denen direkt zu verkehren auch wegen 
der großen Intensität der Schiffahrtsverbindungen des Platzes keine 
besonderen Schwierigkeiten verursacht. 
Vielfach sieht man Großhändler, die für eigene Rechnung 
arbeiten, trotzdem sie keinen allgemeinen Importhandel betreiben, doch 
mit sehr heterogenen Waren und nicht ständig mit denselben sich be 
fassen. Sie sind Kaufleute für Mittelmeerprodukte, die je nach Kon 
junktur und spekulativer Neigung sich — gewöhnlich neben einem 
bestimmten Warenstamm — gelegentlich verschiedenen unter diesen 
zuwenden (wie zum Beispiel ein Früchtehändler, der sich zeitweise 
auch mit Seidenkokons oder Wolle befaßt). — Soweit es sich nicht um 
Waren handelt, für deren Absatzfähigkeit die Manipulationen, die der 
Großhändler mit der Ware vorzunehmen pflegt, von Bedeutung sind, 
steht der Großhandel für eigene Rechnung in Marseille auf nicht sehr 
fester Basis und ist er in manchen Branchen in Rückgang begriffen. 
Es ist das angesichts des Umstandes, daß die Hauptabnehmer der 
Importgüter — und nur für Importgüter steht nach den früheren 
Darlegungen über den Handel Marseilles ein umfangreicher und be 
deutender Großhandelstand in Frage — große Produktionsbetriebe am 
Platze und in deren Umgebung sind und es sich, wie früher erwähnt, 
zumeist um nicht sehr entfernte Bezugsgebiete handelt, leicht begreif 
lich. Der Produzent kauft seine Rohstoffe unter solchen Verhältnissen 
vornehmlich von Agenten und Verkaufskommissionären der Export 
häuser ein. Mehrfach trifft man überdies Verkaufsfilialen von Export 
häusern der Bezugsgebiete. 
Eine verhältnismäßig bedeutende Rolle spielen im Marseiller 
Handel Konsignationen, die für eine Reihe von Waren aus der 
Levante und der übrigen nahegelegenen Übersee (Früchte, Gemüse, 
Olivenöl, Seidenkokons, Getreide, Haifa, Kork und andere) eine ein 
gelebte Verkehrsweise bilden. Man schickt die Güter nach diesem 
Zentralpunkte des Mittelmeerhandels in dem Vertrauen, daß sie hier 
günstige Absatzgelegenheiten finden. Auch erhalten die Kommittenten 
für die nach Marseille konsignierten Waren durch die Konsignatäre 
gewöhnlich Vorschüsse. Immerhin ist insbesondere in einzelnen 
Branchen ein Rückgang des Konsignationsgeschäftes infolge der 
Zunahme direkter Verkaufsbeziehungen der Produktionsgebiete wahr 
nehmbar. 
Mehrfach findet man Zwischenhändler, die innerhalb des 
Betriebes einer großen Handels- oder Fabriksfirma, von der 
sie finanziert werden, arbeiten. Es sind das meist Kaufleute, 
die durch ihre frühere Beschäftigung (als Agenten, Reisende etc.) einen
	        
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