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für solche im übrigen Europa, wodurch sie in der Handelsorgani
sation nicht den Charakter von speziellen Vermittlern des Auslands
geschäftes gewinnen, sondern eher in einer Reihe mit den gewöhn
lichen Großhändlern erscheinen. Das Zurückstehen der speziellen
Exporteure und Importeure im Marseiller Handel erklärt sich zum
Teil aus der Nähe der Handelsgebiete, mit denen Marseille seinen
Haupthandel unterhält und mit denen direkt zu verkehren auch wegen
der großen Intensität der Schiffahrtsverbindungen des Platzes keine
besonderen Schwierigkeiten verursacht.
Vielfach sieht man Großhändler, die für eigene Rechnung
arbeiten, trotzdem sie keinen allgemeinen Importhandel betreiben, doch
mit sehr heterogenen Waren und nicht ständig mit denselben sich be
fassen. Sie sind Kaufleute für Mittelmeerprodukte, die je nach Kon
junktur und spekulativer Neigung sich — gewöhnlich neben einem
bestimmten Warenstamm — gelegentlich verschiedenen unter diesen
zuwenden (wie zum Beispiel ein Früchtehändler, der sich zeitweise
auch mit Seidenkokons oder Wolle befaßt). — Soweit es sich nicht um
Waren handelt, für deren Absatzfähigkeit die Manipulationen, die der
Großhändler mit der Ware vorzunehmen pflegt, von Bedeutung sind,
steht der Großhandel für eigene Rechnung in Marseille auf nicht sehr
fester Basis und ist er in manchen Branchen in Rückgang begriffen.
Es ist das angesichts des Umstandes, daß die Hauptabnehmer der
Importgüter — und nur für Importgüter steht nach den früheren
Darlegungen über den Handel Marseilles ein umfangreicher und be
deutender Großhandelstand in Frage — große Produktionsbetriebe am
Platze und in deren Umgebung sind und es sich, wie früher erwähnt,
zumeist um nicht sehr entfernte Bezugsgebiete handelt, leicht begreif
lich. Der Produzent kauft seine Rohstoffe unter solchen Verhältnissen
vornehmlich von Agenten und Verkaufskommissionären der Export
häuser ein. Mehrfach trifft man überdies Verkaufsfilialen von Export
häusern der Bezugsgebiete.
Eine verhältnismäßig bedeutende Rolle spielen im Marseiller
Handel Konsignationen, die für eine Reihe von Waren aus der
Levante und der übrigen nahegelegenen Übersee (Früchte, Gemüse,
Olivenöl, Seidenkokons, Getreide, Haifa, Kork und andere) eine ein
gelebte Verkehrsweise bilden. Man schickt die Güter nach diesem
Zentralpunkte des Mittelmeerhandels in dem Vertrauen, daß sie hier
günstige Absatzgelegenheiten finden. Auch erhalten die Kommittenten
für die nach Marseille konsignierten Waren durch die Konsignatäre
gewöhnlich Vorschüsse. Immerhin ist insbesondere in einzelnen
Branchen ein Rückgang des Konsignationsgeschäftes infolge der
Zunahme direkter Verkaufsbeziehungen der Produktionsgebiete wahr
nehmbar.
Mehrfach findet man Zwischenhändler, die innerhalb des
Betriebes einer großen Handels- oder Fabriksfirma, von der
sie finanziert werden, arbeiten. Es sind das meist Kaufleute,
die durch ihre frühere Beschäftigung (als Agenten, Reisende etc.) einen