Der Londoner Kaffeemarkt.
Von
KARL OBERPARLEITER D. E. A.
Assistent an der Export-Akademie.
Londons Bedeutung als Kaffeehandels- und Kaffeeimportplatz war
vor der Legung der transozeanischen Kabel eine weit hervorragendere
als heute. Waren damals die überseeischen Kaffeeexporteure, sei es
wegen ihrer finanziellen Abhängigkeit von Londoner Firmen,’ sei es
wegen der Bedeutung Londons als Handelsplatz, gezwungen, ihre Ware
doithin zu konsignicren und in Auktionen versteigern zu lassen, so
wird heute das Kaffeeimportgeschäft in der Hauptsache mit den Häfen
der Konsumländer direkt abgewickelt. England selbst spielt aber als
Kaffeekonsument eine relativ geringe Rolle, da jenseits des Kanals
der Tee das Nationalgetränk bildet. Von letzterem wird in England
jährlich für £ 7,000.000 verbraucht, während Kaffee nur' mit
£ 2,000.000 in der Konsumstatistik erscheint 1 ).
Hamburg, Le Havre, Antwerpen, Triest sind dank der genannten
Ursache zu Kaffeehandelsplätzen gediehen und selbst viele kontinentale
Inlandskonsumplätze haben ihr direktes Kaffeeimportgeschäft.
Das bisher Gesagte gilt jedoch vornehmlich nur für den Brasil
kaffee, der als gleichmäßiges Massengut leicht bemustert und auf
Distanz gehandelt werden kann. Ganz anders steht die Sache mit
Quahtätskaffeesorten,. die hochwertig, in den einzelnen Partien un
gleichmäßig sm§, bei denen daher der Preis erst bestimmt werden
muß. Dies gilt z. B. von den mittelamerikanischen Sorten. Die Un
gleichmäßigkeit dieser Kaffeesorten, die für den Londoner Kaffeemarkt
besonders in Betracht kommen, erklärt sich teilweise aus der Betriebs-
ait der Kaffeekultur. In den zentralamerikanischen Kaffeeproduktions-
ländern herrscht nämlich der Mittel- und Kleinbetrieb vor — das
Produkt ist daher je nach der Plantage, von der es herrührt, qualitativ
verschieden — in Brasilien hingegen wird der Kaffeebau förmlich als
hin<r P oL I L«ß l: nnA e verbraucht England jährlich 26,000 q, Deutschland
hingegen 3,666.000 q, also ungefähr das Vierzehnfache.
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