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Ostindien sandte von seiner Gesamtproduktion, die 1909/10
34,000,000 lb. betrug, 14,000.000 1b. nach London. Daneben spielt
auch der Import von Singapore, das als Zwischenhandelsplatz für
indischen Kaffee etc. von Bedeutung ist, eine gewisse Rolle.
Ceylon, dessen Kaffeekulturen einer Blattkrankheit, sowie der
Ungunst der Preise zum Opfer gefallen sind und das sich heute dem
rentableren Teebau zugewendet hat, pflegte sich auch zum Verkaufe
seines Produktes des Londoner Marktes zu bedienen.
London ist fast das ganze Jahr hindurch mit frischen Kaffees
versorgt, die Hauptsaison für neue Ankünfte aber fällt ins Frühjahr,
Indien und Zentralamerika pflegen ihre ersten Kaffees in den Monaten
November und Dezember zu verschiffen. Die Zufuhren erreichen dann
in den Monaten Februar, März und April ihren Höhepunkt und fallen
sodann langsam gegen Juli ab. Zu dieser Jahreszeit setzt die Santos-
saison ein, auch neue Neu-Granadas und Columbias pflegen dann
schon wieder anzukommen.
Ostindische Kaffees gelangen in Doppelsäcken von 1/4 bis
l 3 / 4 cwt, zentralamerikanische Sorten in einfachen Säcken von 1 bis
1*4 cwt. auf den Markt. Fässer, die jetzt verhältnismäßig selten in
den Handel kommen, wiegen l 3 / 4 , 3, 5 cwt. und mehr. Je nach der
Emballage richtet sich dann natürlich die Tara.
Der ankommmende Kaffee wird in die Docks eingelagert, um
dort vor der Verauktionierung eventuell noch gereinigt zu werden.
Man unterscheidet nämlich Ware, die in London und solche, die in
Übersee gereinigt wurde. Unter den Begriff der Reinigung fällt vor
allem das Schälen, das Aushülsen und das Sieben des Kaffees. Wurde
der Kaffee bereits im Ursprungslande gereinigt, so eelangt er in
Originalpackung zur Auktion (unbulked), ist dies jedoch nicht der
Fall, so erfolgt die Reinigung in London. Der Kaffee gelangt von dem
Schiffe in die „Wharves”, die sich mit dem Reinigen der Ware be
fassen, um dort geschält, enthülst, ausgelesen, gesiebt und in neue
Säcke gepackt zu werden. Einen solchen Kaffee bezeichnet man als
„bulked coffee”. Vor dem Einsacken wird der Kaffee noch gut ge
mischt, damit die Partie gleichmäßig falle.
Die Einfuhr des Kaffees, der ja zum großen Teile für den Re
export bestimmt ist, erfolgt „in bond”, d. h. unverzollt (transito),
weshalb auch die erwähnten Reinigungsarbeiten unter den Augen der
Zollbehörde geschehen.
Sodann bekommt der Kaffee seine Marke, seinen „pile”, d. h.
seine Partienummer und wird in lots (Lose) zu gewöhnlich 20 Sack
registriert. Da jedes Los eine Auktionseinheit bildet, wird für jedes
Los ein Warrant ausgestellt, dessen Besitz das Eigentumsrecht an der
darauf verzeichneten Ware dokumentiert.
Die eben besprochenen Arbeiten des Einteilens etc. besorgt der
die Ware verkaufende Makler.
Kaffee wird in London strenge nach Marken gehandelt und die
Bezeichnung des Ursprungslandes, z. B, „Costa Rica” genügt für den
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