Full text: XIV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (14)

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H. Einzelne Handelszweige. 
1. Getreide, 
Im Jahre 1909 wurden nach Marseille zur See eingeführt 
Weizen 
Mais . 
Hafer 
Gerste 
im französischen im internationalen 
Zollverkehr (direkten) Transitverkehr 
Meterzentner 1 Meterzentner 
. 4,411.812 1,672.850 
. 1,001.568 360.030 
. 746.897 212.780 
87.802 69.000 
zusammen 
Meterzentner 
6,084.662 
1,361.598 
959.677 
156.802 
In den vorstehenden Zahlen ist die Zufuhr im Kabotageverkehr 
mit französischen Häfen (dagegen wohl die zollfreie Einfuhr' aus Algier 
und Tunis) nicht inbegriffen. Sie betrug an Weizen und Weizenmehl 
178.359 Meterzentner. Überdies brachten die Eisenbahnen 994.748 
Meterzentner Getreide nach Marseille. 
Die Bedeutung Marseilles im Getreideeinfuhrverkehr Frankreichs er 
hellt daraus, daß gegenüber der obigen Einfuhr an Weizen von 4.412 Mil 
lionen Meterzentner die gesamte Weizeneinfuhr Frankreichs (im Zoll 
verkehr) 7.473 Millionen Meterzentner betrug. Über Marseille kommt 
somit weitaus mehr als die Hälfte des importierten Weizens. 
Der große Getreideverkehr Marseilles gründet sich in erster Linie 
auf die bedeutende Mühlenindustrie der Stadt und ihrer Um 
gebung 1 ) sowie auf die für diese Industrie bestehenden besonderen 
Bezugs- und Absatzverhältnisse. Die Mühlenindustrie des er 
wähnten Gebietes — wir wollen sie kurz als „Marseiller” bezeichnen — 
ist auf der Verarbeitung ausländischen Weizens aufgebaut. 
Die besondere Eignung südrussischen und Donau-Weizens zu Mehl 
mit hohem Glutengehalt, wie es der Süden braucht, und die hohe 
Eignung des nordafrikanischen und südrussischen Hartweizens zur Grieß 
fabrikation haben die Größe der Marseillcr Mühlenindustrie und die 
Entwicklung mit ihr zusammenhängender, Mehl verarbeitender Indu 
strien (wie der Teigwaren- und Biskuitsindustrie) veranlaßt. Die 
Verwendung von Importweizen, der besondere Eigenschaften besitzt 
und billiger ist als das inländische Produkt, ist für die Marseiller 
Mühlenindustrie und die anderen erwähnten Industrien des Platzes 
Existenzbedingung. Sie alle sind zum großen Teil Export 
industrien, könnten weder ihren Export noch auch ihren gegen 
wärtigen Absatz im Inlande aufrechthalten, wären sie auf inländischen 
Weizen allein angewiesen. Den ausländischen zu verarbeiten ist aber 
anderseits der Industrie nur solange in dem gegebenen großen Um 
fange möglich, als Einrichtungen getroffen sind, die bewirken, daß 
bei Reexport des Importweizens im verarbeiteten Zustande für diesen 
kein Zoll zu entrichten ist, aber auch der Absatz der aus ihm er- 
) Vgl. S. 61.
	        
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