Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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kommenden geschäftlichen Vorfällen gewisse Begriffe klar zu 
machen, gewisse Erfahrungen zu sammeln, und dann sind seine 
Blicke naturgemäß immer auf das Einzelne gerichtet, und er kommt 
im Drange seiner Tätigkeit nicht dazu, den Zusammenhang der 
verschiedenen Erscheinungen zu erkennen, und dies um so mehr, 
als er, wie ich gezeigt habe, in den Versicherungsbedingungen 
und in der Praxis auf mancherlei verwirrende und schwer er 
klärliche Inkongruenzen stößt. Ich habe daher mit meinen Aus 
führungen die Absicht verfolgt und würde mich freuen, wenn 
ich dieselbe wenigstens zum Teile erreicht haben sollte, dem 
Jünger, welcher sich dem Feuerversicherungswesen widmen will, 
den Antrieb und die Anleitung zu weiterem Nachdenken zu geben, 
damit man von ihm einmal nicht sagen soll: 
„Hat die Teile in der Hand, 
kehlt ihm leider nur das geistige Band”. 
lii. Technik der Feuerversicherung. 
Unsere heutigen Betrachtungen gelten einigen Kapiteln aus 
der Technik der Feuerversicherung. Da erscheint es angezeigt 
zu fragen, welches sind die Ziele, welche der Feuerversicherer 
mit seiner Technik verfolgt, welches sind die Mittel, die er an 
wendet, und was vermag er damit zu erreichen? 
Die Feuerversicherung hat so pflegt mau zu sagen — 
einen aleatorischen Charakter, das will besagen: sie hat den 
Charakter eines Würfelspiels. Dabei denkt man daran, daß das 
Feuer eine Naturkraft ist, die trotz allen Menschenwitzes, trotz 
aller bau- und feuerpolizeilichen Vorschriften immer wieder, un 
berechenbar und mit elementarer Gewalt, die ihr gelegten Fesseln 
sprengt und Jahr um Jahr ungeheure wirtschaftliche Werte ver 
nichtet, und zwar in immer wechselndem Ausmaße, ohne daß sich 
hinsichtlich des B ran d sc ha d en verl a u f es eine Gesetzmäßigkeit er 
kennen ließe, ähnlich derjenigen, wie sie z. B. für das Absterben 
der Menschen festgestellt worden ist. 
Der Feuerversicherer, der die wirtschaftliche Existenz des 
Einzelnen sichern soll, ohne dessen Wirtschaft zu führen und 
ohne die behördlichen Befugnisse zum Eingreifen in dieselbe zu 
haben, befindet sich noch dazu dem schadenstiftenden Elemente 
gegenüber unter den genannten drei Interessenten in der un 
günstigsten Position. Trotzdem wäre es verfehlt zu glauben, der 
Feuerversicherer könne nichts anderes tun, als die Hände in den 
Schoß zu legen und ruhig zu warten, was die Ereignisse ihm 
bringen werden. Es gibt eine Kunst, das Feuerversicherungsgeschäft 
zu disziplinieren, Prämien und Schäden in das richtige Verhältnis 
zu bringen und in außergewöhnlich ungünstigen Jahren zumindest
	        
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