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wissermaßen zu einem Quotenyertrage mache. Nur dann ist es
zulässig, daß der Direktversicherer nicht gleich sein volles Maximum
(sein plein, wie es die Franzosen nennen) behalte, wenn er. in
Kürze Nachversicherungen oder neue Geschäftsabschlüsse in dem
selben Risiko zu erwarten hat. Ein großer Fehler, welchen der
Direktversicherer begehen kann, liegt darin, wenn er auf dem
Rücken seiner Rückversicherer außergewöhnlich hohe Beträge
auf besonders feuergefährliche Risiken zeichnet. Gerade bei be
sonders feuergefährlichen Risiken soll der Direktversicherer,
wenn irgend möglich, seine Rückdeckungsmittel nicht voll in
Anspruch nehmen. Gänzlich ausgeschlossen muß es natürlich sein,
daß der 1)irektversicherer etwa in Schadenfällen bei hochprozentig
rückgedeckten Risiken eine größere Kulanze walten lasse, als er
tun würde, wenn die ganze Entschädigung seine Tasche träfe.
Zur Festigung der Beziehungen zwischen Direktversicherer
und Rückversicherer wird es wesentlich beitragen, wenn auch
der erstere vice versa von seinem Rückversicherer an dessen
Versicherungsgeschäften beteiligt wird. Der gegenseitige Austausch
von Rückversicherungen zwischen zwei Gesellschaften hat für
jede den großen Vorteil, daß sie in ihrem Geschäftsgebiete einen
besseren Gefahrenausgleich durch eine dichtere Bestockung mit
Versicherungen, d. h. durch eine größere Anzahl von Gefahren
einheiten erzielt, als sie selbst zu erreichen vermag, wobei der
Versicherer jedoch anderseits darauf bedacht sein muß, Kumuls
mit seinen eigenen Versicherungen zu vermeiden; oder der Ver
sicherer gewinnt durch den Austausch einen Gefahrenausgleich
mit einem fremden Territorium, ohne die großen Kosten aufzu
wenden, welche eine solche Organisation erfordert. Da der Direkt
versicherer, wie bereits erwähnt, durch die Rückversicherungs
provision für seine Kosten nicht voll entschädigt wird, so bietet
ihm der Rückversicherungsaustausch in dem empfangenen billigen
Geschäfte zugleich eine Kompensation für den Kostenverlust an
dem abgegebenen Geschäft.
B. Statistik und Tarifierung.
Wir gehen nunmehr über zur Besprechung einer anderen,
sehr wichtigen Aufgabe der Feuerversicherungstechnik, zur
Tarifierung. Auch der Feuerversicherer benützt bei Aufstellung
seiner Tarife die Ergebnisse der Statistik, aber die Statistik be
deutet für ihn keineswegs eine vollkommene oder auch nur aus
reichende Grundlage, auf welcher er ohne weiteres die Tarife
aufbauen könnte, welche er zu seinem Geschäftsbetriebe braucht,
wie dies z. B. in der Lebensversicherung der Fall ist; die Statistik
bedeutet vielmehr für den Feuerversicherer nur ein Hilfsmittel
von leider recht beschränktem Werte. Der Grund hiefür liegt in
folgendem:
Alle Fortschritte, welche die Feuerversicherung gemacht hat,