Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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Fortschritte, deren Bedeutung wir ermessen können, wenn wir 
erwägen, daß es ihr fast überall ohne Zwäng gelungen ist, bei 
nahe das ganze bewegliche und unbewegliche Sachvermögen der 
Kulturvölker unter ihren Schutz gestellt zu sehen, diese be 
wunderungswürdige Entwicklung der Feuerversicherung stammt 
von dem leitenden Prinzipe, dem sie folgt, von der Individuali 
sierung des Risikos. Das Prinzip der Individualisierung des Risikos 
oder populär gesagt das Prinzip, daß jeder nur diejenige Prämie 
bezahlen soll, welche seinem Risiko angemessen ist, nötigt den 
Versicherer, die beobachteten Fälle nach vielen Gesichtspunkten 
zu unterscheiden und zu gruppieren; der Wesensdrang der Feuer 
versicherung nach Risikenindividualisierung schränkt daher das 
Beobachtungsmaterial und damit die Anwendungsmöglichkeit der 
Statistik ein. Der Feuerversicherer kann zwar die Unzulänglich 
keit des Beobachtungsmateriales für die von ihm aufgestellten 
Gefahrengruppen zum Teil dadurch paralysieren, daß er die Be 
obachtungsdauer ausdehnt, aber auch dieses Verfahren hat seine 
Grenzen, denn die fortschreitende kulturelle Entwicklung bedingt 
Änderungen der Lebensgewohnheiten, der Bauart, der verwendeten 
Rohstoffe, der Fabrikate, der Technik der Gewerbe-und Fabriks 
betriebe, Änderungen, welche auf die Feuersgefahr von solchem 
Einflüsse sind, daß man mit Henne sagen kann, die Ergebnisse der 
Feuerversicherung^gfcatistik von gestern sind nicht mehr die Er 
gebnisse des Feuerversicherungsbetriebes von heute. Die Sta 
tistik kann dem Feuerversicherer daher nur in rohen Zügen 
einen Leitfaden für die Tarifbildung abgeben, und er ist ge 
zwungen, den Einfluß einer großen Zahl von Gefahrsumständen 
auf Grund der Empirie nur schätzungsweise in seiner Prämie zu 
kalkulieren. 
Das Beispiel eines der bei uns in Gebrauch befindlichen 
Tarife wird dies am besten illustrieren, und wähle ich hiezu einen 
Tarif für Zivilrisiken in Böhmen. Dieser Tarif zerfällt in eine 
Abteilung für Versicherungen in Dörfern und Märkten und in 
eine Abteilung für Versicherungen in Städten. Jede Abteilung 
enthält 5 Tarife, nämlich für Gebäude, Hausgeräte, totes und 
lebendes Inventar, Waren, Erntefrüchte. Die einzelnen Tarife 
gliedern sich wieder in 6 Vertikalkolonnen für 6 nach der Feuers 
gefahr unterschiedene Ortsklassen und jede solche Vertikalkolonne 
in 3 Unterkolonnen, je nachdem die Dacheindeckung aus hartem 
Material, aus Schindeln oder Stroh hergestellt ist. Nach den hori 
zontalen Kolonnen unterscheidet jeder Tarif 3 bis 6 Gefahrenstufen, 
je nach Unterbau, Stockwerksanzahl, Lagerort, Versicherungs 
gegenstand usf. 
Wir hätten daher die Statistik zu gruppieren in 2 Haupt 
gruppen, je 5 Untergruppen, je 6.3 Vertikalkolonnen und durch 
schnittlich je 5 Horizontalkolonnen, das würde 2.5.6.3.5 = 900 
getrennte Statistiken erforderlich machen. Dabei sind in diesem 
Tarife, wie gesagt, Fabriksbetriebe gar nicht berücksichtigt. Nehmen
	        
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