Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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da auf die Schätzungen der Versicherten verlassen, welche häufig- 
gar nicht die Absicht haben, den Voll wert zu versichern. Die aus 
einer solchen Statistik gewonnene Prämie ist daher nur unter 
der Voraussetzung richtig, daß das relative Ausmaß der Unter 
versicherungen und der darauf entfallenden Schäden ein ziemlich 
konstantes bleibt. Weiters ist es bei der Versicherungssummen- 
statistik auch nicht angängig, unterjährige Versicherungen zu 
sammen mit den ganzjährigen zu behandeln, weil das Risiko in 
beiden Fällen nicht dasselbe ist, während dieses Bedenken bei der 
Prämienstatistik entfällt, weil dem kürzeren Risiko eine reduzierte 
Prämie gegenübersteht. 
Da es bei Gebäuden gestattet ist, den Bauwert oder nur 
einzelne Gebäudeteile zu versichern, so repräsentieren die Ge 
bäudeversicherungssummen ein ganz inhomogenes Beobachtungs 
material, es dürfte daher, wenn man alle Gebäudeversicherungen 
umfassen will, der Prämienstatistik der Vorzug zu geben sein, 
oder man sollte die Versicherungssummenstatistik nach Bauwert 
versicherungen und Dach- und Einbauversicherungen trennen. 
Die Prämienstatistik wird trotz ihrer Mängel dort zur Not 
wendigkeit, wo etwa Unterversicherungen die Regel bilden, wie 
dies in den Ländern der Fall ist, in welchen die Feuerversicherung 
in der Form der Premier-risque-Versicherung betrieben wird. 
Für unsere Verhältnisse erscheint die Versieherungssummen- 
statistik im allgemeinen als die brauchbarere Grundlage für die 
Tarifbildung, daneben aber pflegen die Feuerversicherer, um die 
Ergebnisse der einzelnen Agenturen, Bezirke und Generalvertre 
tungen zu kontrollieren, noch eine Prämienstatistik zu führen, welche 
jedoch in der Regel ohne weitere Gliederung bloß Prämien und 
Schäden ausweist. 
Die Einteilungsgründe, welche der Feuerversicherungs 
statistiker heute anwendet, sind folgende. In erster Linie unter 
scheidet er Zivilrisiken und Fabriksrisiken, welch letzteren ge 
wöhnlich auch die Speicherrisiken beigeordnet werden. Der große 
Unterschied zwischen diesen beiden Risikengruppen läßt sich auch 
aus den amtlichen Publikationen des versicherungstechnischen De 
partements des k. k. Ministeriums des Innern nachwoisen. Vei’gleieht 
man für die sechsjährige Periode 1902 bis 1907 die Bedarfs 
prämie für Fabriken mit der Bedarfsprämie, welche sich für Ge 
bäude und Fahrnisse unter harter Dachung ergibt — die Beschrän 
kung auf Zivilrisiken mit harter Dachung ist deshalb angezeigt, 
weil bei uns in Österreich die Fabriksrisken in weitaus über 
wiegender Zahl harte Dachung auf weisen — so drückt sich das 
Verhältnis zwischen beiden Bedarfsprämien durch die Zahlen 6781 
für Fabriken uod 2296 für Zivili-isiken aus. 
Während die Fabi*iksrisiken weiters nach den verschiedenen 
Betriebsarten differenziert werden, führt der Versicherer bezüg 
lich der Zivilrisiken eine tei'ritoriale Scheidung durch. Die Not 
wendigkeit einer solchen wird besonders für Österreich einleuch-
	        
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