123
Bei der Statistik der Fabriksversicherungen erscheint eine
Trennung nach Gebäude und Inhalt nicht erforderlich, denn hier
überträgt sich die hohe Gefahr des Inhaltes und Betriebes fast
immer auch auf das Gebäude. Die österreichischen Feuerver
sicherer tarifieren auch in der Tat Gebäude und Inhalt industrieller
Risiken vollständig gleich, Auch eine Trennung nach harter und
weicher Dachung erscheint wegen der geringen Verwendung weicher
Dachung in der österreichischen Industrie für unsere Statistik
ohne Belang.
Die soeben besprochene Statistik der. Zivilrisiken kann jeder
Versicherer, der ein einigermaßen ausgebreitetes Versicherungs
portefeuille hat, nach seinem Geschmacke führen und wird daraus
ein genügend brauchbares Material für seine tarifarischen Zwecke
gewinnen. Der Zusammenschluß mehrerer oder aller Versicherungs
anstalten eines politischen Staatsgebildes oder eines Territoriums
erscheint für diese allgemeine Statistik der Zivilrisiken daher
nicht unbedingt notwendig, ist aber jedenfalls erstrebenswert,
da die unvermeidliche Inhomogenität des Beobachtungsmaterials
durch die Vermehrung der beobachteten Fälle besser ausge
glichen wird.
Die Ersprießlichkeit des Zusammenwirkens der Versicherer
zu statistischen Zwecken steigt und wird oft direkt zur Notwen
digkeit, wenn man sich der Untersuchung von Spezialrisiken zu
wendet, wenn man z. B. die Brandschadengefahr der Gemischt
warenhandlungen oder der Droguerien untersuchen wollte, was
leider noch nicht geschehen ist, oder wenn man die Gefahr der
einzelnen Fabriksbetriebe untersucht. Für das Zusammenwirken
in solchen Fällen sprechen mehrere Gründe. Die Knappheit des
dem Einzelnen zur Verfügung stehenden Beobachtungsmaterials
macht die Ergebnisse seiner Statistik allzu sehr abhängig von
einzelnen großen Schäden, ja ein und derselbe große Schaden
kann die Ergebnisse mehrerer an ihm beteiligten Versicherer
ganz verschieden beeinflussen. Nehmen wir beispielsweise ein
modernes, großes, ausschließlich zu Geschäftszwecken erbautes
Haus, in welchem die verschiedenen Parteien bei verschiedenen
Versicherern gedeckt sind, oder ein großes Fabriksrisiko, das
unter mehrere Mitversicherer aufgeteilt ist, so wird der Total
brand eines derartigen großen Risikos die Wirkung haben, daß
die Ergebnisse der betreffenden Risikenkategorie für den einen,
hochbeteiligten Versicherer auf Jahre hinaus passiv werden,
während die Ergebnisse eines schwach beteiligten Versicherers
durch denselben Brand vielleicht nicht einmal merklich berührt
werden.
Gewisse feinere statistische Untersuchungen könnten über
haupt erst in Angriff genommen werden, wenn ein Zusammen
schluß der Versicherer zu diesen Zwecken erfolgen würde. Ich
denke da an eine Statistik mit Berücksichtigung der Brandursachen,
aber nicht an die sogenannte Brandstatistik, wie sie Savitsch in