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seinem Referat an den Wiener versicherungswissenschaftlichen
Kongreß vorschlägt, welche die Brandursachen und die auf jede
Brandursache entfallenden Entschädigungssummen und brand
betroffenen Einheiten umfassen sollte. Eine Statistik nach Brand
ursachen kann für die auf die Vorbeugung von Bränden abzielende
Tarifpolitik der Versicherer nur dann von Wort sein, wenn die
Brandursachen in Beziehung gesetzt werden zu den Gefahrs
umständen, welche sie erzeugen. Über die Gefahr der elektrischen
Beleuchtung industrieller Etablissements werden wir nicht auf
geklärt, wenn wir hören, daß in einem Jahre so und so viele
Brände industrieller Etablissements durch die elektrische Beleuch
tung verursacht wurden, wir müssen zu diesem Zwecke auch
wissen, wie viele industrielle Etablissements überhaupt mit elektri
scher Beleuchtung versehen waren.
Derartige Untersuchungen sind jedoch noch Utopien, besten
falls Ausblicke in die Zukunft, und ich beeile mich daher, zu
unserer gegenwärtigen Statistik zurückzukehren.
Die" Ergebnisse der Statistik, welche der Feuerversicherer
führt, dürfen nicht, wie dies namentlich von seiten der industri
ellen Verbände geschieht, dahin ausgelegt werden, daß sie einen
absoluten Maßstab für die sogenannte Bedarfsprämie, d. i. die Netto
prämie geben. Man muß sich stets vor Augen halten, daß die aus
der Statistik gewonnene Feuerversicherungsnettoprämie in keiner
Weise den exakten Wert der Lebensversicherungsnettoprümie
besitzt. Die überwiegende Bedeutung der Statistik in der Lebens
versicherung beruht darauf, daß sie alle Risiken eines Alters als
gleichwertig ansieht und daher mit einem homogenen Beobach
tungsmaterial zu tun hat. Dort, wo die Lebensversicherung diesen
Boden verlassen muß, wie z, B. bei der Versicherung der anor
malen Leben, ist es ihr bisher nicht gelungen, den unleugbar
vorhandenen wirtschaftlichen Bedürfnissen nachzukommen. Die
Gefahrsunterschiede der Feuerversicherungsrisiken sind von
vorneherein so augenscheinlich, daß von einer Homogenität nicht
die Rede sein kann. Eine Homogenität besteht aber auch nicht
innerhalb derselben Risikenkategorie, weil wir es in der Feuer
versicherung nicht bloß, wie in der Lebensversicherung, mit Total
schaden, sondern auch mit Partialschäden zu tun haben. Da
zwischen der Höhe der Brandschäden und der Höhe der Ver
sicherungssummen kein bestimmtes Abhängigkeitsverhältnis be
steht, so kann der Feuer versiehe rer auch nicht, wie der Lebens
versicherer, jedÄbeobachtetisn Fall auf die Einheit der Versicherungs
summe reduzieren, sondern die Versicherungsfälle treten mit den
verschiedenen Gewichten ihrer Versicherungssummen und Schaden
summen in die Prämienrechnung ein. Der Feuerversicherer kann
wegen dieser Inhomogenität der Größenverhältnisse auch niemals
mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß sich die Ergebnisse einer
noch so stark besetzten Risikenkategorie in sich ausgleichen
werden; er muß in der Prämie jeder Risikenkategorie auch einen