Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

Das Zelluloid und seine Ersatzstoffe. 
Unter Schnitzstoffe und Drechslerwaren pflegt man die ver 
schiedensten Produkte zusammenzufassen, die sich mit messerartigen 
Werkzeugen bearbeiten lassen. Sie entstammen allen drei Reichen 
der Natur. Yon den bekannteren tierischen Produkten seien 
erwähnt Bein, Horn, Hirschhorn, Elfenbein, Schildpatt. Einer der 
wichtigsten Schnitzstoffe des Pflanzenreiches ist das Holz und von 
den mineralischen Substanzen sollen Meerschaum und Speckstein, 
Alabaster und Marmor genannt sein. 
Diese erwähnten Stoffe sind Naturprodukte. Nun bilden auch 
einzelne Kunstprodukte, wie z. B. der Hartgummi oder Ebonit 
und das Zelluloid wichtige Drechsler- und Schnitzmaterialien. 
Yon dem Zelluloid soll hier die Rede sein. Es ist ein äußerst 
vielseitig verwendbarer Körper. Es haftet ihm aber ein schwerer 
Geburtsfehler an und das ist seine Feuergefährlichkeit. Deshalb 
haben die Behörden besondere Maßregeln sowohl zum Schutze des 
Arbeiters als auch des Publikums angeordnet, von denen manche 
naturgemäß für die Entwicklung der Zelluloidindustrie einen Hemm 
schuh bilden. Es ist wohl wörtlich zu nehmen, daß die Frage nach 
Ersatzstoffen des Zelluloids eine „brennende” ist. Schon früh 
zeitig war man bemüht, Ersatzmittel zu finden, welche die guten 
Eigenschaften des ZelIuloi4s in bezug auf die vielseitige Verwen 
dung zeigen, ohne dessen schlechte Eigenschaften (Brennbarkeit 
und Geruch) zu besitzen. Erst nach langen Mühen und vielen 
Versuchen ist es gelungen, vollwertige Ersatzstoffe zu schaffen 
und es ist daher selbstredend, daß die Ersatzstoffe des Zelluloids 
ein ganz besonderes Interesse beanspruchen, da es sich dabei um 
Einführung einer ganz neuen Industrie handelt. 
Die Zelluloidindustrie ist erst verhältnismäßig spät begründet 
worden. In Deutschland wurde sie im Jahre 1880 eingeführt. Sie 
hat sich dort sehr bald heimisch gefühlt, hob sich von Jahr zu 
Jahr, so daß bereits im Jahre 1906 der Wert ihrer Erzeugnisse 
75 Millionen Mark betrug. Das Ausgangsmateriale für die Zelluloid 
erzeugung, die Nitrozellulose, wurde im Jahre 1846 von Schön 
bein und Böttger entdeckt. Durch Lösung dieses Stoffes und Bei 
mengung von organischen und anorganischen Produkten gelang
	        
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