Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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lieh zu gestalten, nachdem die Feuerversicherung schweres Lehr 
geld gezahlt hat. Man braucht bloß den Shedsaal einer großen 
Baumwoll- oder Abfallspinnerei zu betreten, in welchem Zehn 
tausende von Spindeln mit einer fast beängstigenden Tourenzahl 
feuergefährliches Material verspinnen, um sich den Wechsel der 
Zeiten Har zu machen. Wer weiß im übrigen nicht von den großen 
Warenhausbränden, Speicherbränden, Petroleumtanksbränden, Fa 
briksbränden, welchen bloß die internationale Organisation der 
Feuerversicherung die Stirne bieten konnte. 
Die Erfolge, welche die Feuerversicherung auf der Bahn 
fortschrittlicher Entwicklung erzielt hat, verdanken wir der emsi 
gen Arbeit von Generationen. Sie haben im Laufe unserer Be 
trachtungen gesehen, was der Feuerversicherer alles wissen muß, 
wenn er seiner schwierigen Aufgabe gerecht werden will. Er soll 
Kaufmann und Techniker mit dem weitesten Interessenkreis sein, 
er soll in der Landwirtschaft. Nationalökonomie, Rechtslehre, 
Buchhaltung und Mathematik seinen Mann stellen, und es wäre 
nicht richtig, wenn jemand sagen wollte, der Feuerversicherer sei 
in allen Wissenszweigen Dilettant und in keinem zu Hause; der Feuer 
versicherer ist Fachmann in seinem eigenen Fache, das aus allen 
Wissensfächern Lehren zieht und auch seinerseits alle befruchtet. 
Ich habe mich bestrebt, so weit es im Rahmen von Vor 
trägen möglich ist, welche allgemein verständlich bleiben sollen, 
Sie bis an die Probleme heranzuführen, welche die Feuerversicherer 
beschäftigen, um Ihnen zu zeigen, daß auch der Feuerversicherer 
berufen ist, wissenschaftlich zu denken und wissenschaftliche 
Methoden anzuwenden, und daß anderseits die praktisch-wirtschaft 
liche Tätigkeit, welche uns vornehmlich zufällt, uns infolge der 
kaleidoskopartigen Vielseitigkeit des Wirtschaftslebens immer vor 
neue und interessante Aufgaben stellt. 
Wenn es nun meinen bescheidenen Kräften gelungen sein 
sollte, einen oder den anderen von Ihnen für das Feuerver 
sicherungswesen zu erwärmen, und wenn er voll von Idealen mit 
der Absicht, seine Kräfte dem Feuerversicherungsgedanken zu 
widmen, vor die Öffentlichkeit treten wollte, so kann ich ihm 
leider nicht verhehlen, daß er Enttäuschungen erleben wird, daß 
die Aufnahme, welche ihm die Öffentlichkeit bereitet, nicht der 
Aufnahme entsprechen wird, auf welche er glaubt als Mitarbeiter 
au einem so nützlichen und edlen Werke Anspruch zu haben. 
Es wäre unrichtig sich dem zu verschließen, daß die Feuer 
versicherer, und zwar mehr einzelne Personen als die gesell 
schaftlichen Träger des Feuerversicherungsgedankens, manchmal 
Fehler begangen haben, aber wenn man diese Fehler noch so 
strenge beurteilt, so genügen sie nicht, um die geringe Schätzung 
zu rechtfertigen, welche die öffentliche Meinung für unser Wirken 
übrig hat. Die Wurzel diese Übelstandes, an welchem wir leiden, 
liegt vielmehr tiefer, sie liegt in einer Strömung derZeit, in der mißver 
ständlichen Anwendung von an und für sich schönen sozialen Ideen; 
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