Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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denke z. B. an die großen Verschiedenheiten, die sich zwischen 
dem Betriebe einer Zuckerfabrik ergeben müssen, die durch das 
Rohmaterial an bestimmte Erzeugungsperioden gebunden ist und 
nur einen einzigen, durchaus gleichartigen Massenartikel — die 
etwaigen Varianten der Endprodukte spielen hier keine Rolle 
herstellt und dem Betriebe einer Maschinenfabrik, deren Er 
zeugung gleichmäßig auf das ganze Jahr verteilt ist und die 
Tausende ganz heterogener Artikel vom gewöhnlichsten Armatur 
stück bis zur subtilsten Spezialmaschine erzeugt, anderseits aber 
ist es deshalb unmöglich, allgemeine Regeln aufzustellen, weil wir 
uns bei allen Fragen der Fabriksorganisation auf einem Gebiete 
bewegen, das, weit entfernt davon, am Ende seiner Entwicklung an 
gelangt zu sein, sich erst in den Anfangsstadien derselben befindet. 
Was hier erörtert werden kann, ist also lediglich eine Reihe von 
Tatsachen, die, wie die Erfahrung lehrt, mit Vorteil bei der Lei 
tung industrieller Unternehmungen berücksichtigt werden; aber 
wie alle kommerzielle Theorie, müssen auch diese Ausführungen 
über industrielle Organisation stets von dem Gesichtspunkte aus 
betrachtet werden, daß sie keineswegs als unverrückbare Dogmen 
zu gelten haben, sondern heute oder morgen durch die Fort 
schritte der Praxis überholt werden können. Nur derjenige Unter 
nehmer hat Aussicht auf Erfolg, der von der Vergangenheit lernt, 
die Gegenwart kennt, aber vor allem für die Zukunft vorarbeitet; 
nur der erzielt heute große Erfolge auf industriellem Boden, der 
die letzten Errungenschaften auf allen für ihn in Betracht kom 
menden Gebieten am schnellsten und ausgiebigsten seinen Zwecken 
dienstbar zu machen weiß; und über jedem Fabrikseingang sollten 
die Worte stehen: „Das Bessere ist der Feind des Guten.” 
1. Der Einkauf. 
Der Einkauf umfaßt die Beschaffung sämtlicher für die Auf 
rechterhaltung des Betriebes notwendigen Gegenstände; dieselben 
lassen sich in drei große Kategorien teilen: 
1. die als Massengüter bezogenen Materialien, 
2. die Artikel des laufenden Bedarfes, 
3. außergewöhnliche Anschaffungen. 
1. Die als Massengüter bezogenen Fabriksmaterialien. 
Zu den Massengütern, die der Fabrikant gewöhnlich waggon 
ladungsweise bezieht, gehören die Grundstoffe, welche zur Her 
stellung des Fabrikates dienen; je nach der Art des Betriebes 
handelt es sich hierbei entweder um tatsächliche Rohstoffe: Erze, 
Baumwolle, Rohgummi, Holz, Zuckerrüben u a. m., oder das Halb 
fabrikat bildet bereits den Ausgangspunkt der Erzeugung: Garne, 
Zellulose, Rohzucker, Stabeisen, Bronzeguß etc.; endlich kommen 
hiefür Fabrikationsrückstände (Steinköhlenteer, Melasse, Rüben-
	        
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