168
denke z. B. an die großen Verschiedenheiten, die sich zwischen
dem Betriebe einer Zuckerfabrik ergeben müssen, die durch das
Rohmaterial an bestimmte Erzeugungsperioden gebunden ist und
nur einen einzigen, durchaus gleichartigen Massenartikel — die
etwaigen Varianten der Endprodukte spielen hier keine Rolle
herstellt und dem Betriebe einer Maschinenfabrik, deren Er
zeugung gleichmäßig auf das ganze Jahr verteilt ist und die
Tausende ganz heterogener Artikel vom gewöhnlichsten Armatur
stück bis zur subtilsten Spezialmaschine erzeugt, anderseits aber
ist es deshalb unmöglich, allgemeine Regeln aufzustellen, weil wir
uns bei allen Fragen der Fabriksorganisation auf einem Gebiete
bewegen, das, weit entfernt davon, am Ende seiner Entwicklung an
gelangt zu sein, sich erst in den Anfangsstadien derselben befindet.
Was hier erörtert werden kann, ist also lediglich eine Reihe von
Tatsachen, die, wie die Erfahrung lehrt, mit Vorteil bei der Lei
tung industrieller Unternehmungen berücksichtigt werden; aber
wie alle kommerzielle Theorie, müssen auch diese Ausführungen
über industrielle Organisation stets von dem Gesichtspunkte aus
betrachtet werden, daß sie keineswegs als unverrückbare Dogmen
zu gelten haben, sondern heute oder morgen durch die Fort
schritte der Praxis überholt werden können. Nur derjenige Unter
nehmer hat Aussicht auf Erfolg, der von der Vergangenheit lernt,
die Gegenwart kennt, aber vor allem für die Zukunft vorarbeitet;
nur der erzielt heute große Erfolge auf industriellem Boden, der
die letzten Errungenschaften auf allen für ihn in Betracht kom
menden Gebieten am schnellsten und ausgiebigsten seinen Zwecken
dienstbar zu machen weiß; und über jedem Fabrikseingang sollten
die Worte stehen: „Das Bessere ist der Feind des Guten.”
1. Der Einkauf.
Der Einkauf umfaßt die Beschaffung sämtlicher für die Auf
rechterhaltung des Betriebes notwendigen Gegenstände; dieselben
lassen sich in drei große Kategorien teilen:
1. die als Massengüter bezogenen Materialien,
2. die Artikel des laufenden Bedarfes,
3. außergewöhnliche Anschaffungen.
1. Die als Massengüter bezogenen Fabriksmaterialien.
Zu den Massengütern, die der Fabrikant gewöhnlich waggon
ladungsweise bezieht, gehören die Grundstoffe, welche zur Her
stellung des Fabrikates dienen; je nach der Art des Betriebes
handelt es sich hierbei entweder um tatsächliche Rohstoffe: Erze,
Baumwolle, Rohgummi, Holz, Zuckerrüben u a. m., oder das Halb
fabrikat bildet bereits den Ausgangspunkt der Erzeugung: Garne,
Zellulose, Rohzucker, Stabeisen, Bronzeguß etc.; endlich kommen
hiefür Fabrikationsrückstände (Steinköhlenteer, Melasse, Rüben-