Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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Schnitzel, Drehspäne, Abfallseide etc.) oder Altmaterial (Alteisen, 
Makulaturpapier, Hadern usw.) in Betracht. 
Neben diesen direkt für das Fabrikat verwendeten Stoffen 
wären als wichtige Massengüter die Heizmaterialien, also Kohle, 
Holz, Koks, Rohöl zu erwähnen; Holz gelangt ferner , als hoch 
wertiges Verpackungsmaterial oft in großen Quantitäten zum Bezug. 
Stoffe, die weniger regelmäßig für den Fabriksbetrieb benötigt 
werden oder geringen Wert haben (z. B. Sand, Steine etc.), 
kommen für den Einkauf erst in zweiter Linie in Betracht. 
Vorteilhafter Einkauf ist eine Lebensfrage für jeden Fabriks 
betrieb; bei den Massengütern ist er wegen der großen Bezugs 
mengen, der hohen darin investierten Werte und der Wichtigkeit 
für den ganzen Erzeugungsprozeß von ganz besonderer Bedeutung 
und wird daher gewöhnlich der Leitung des Unternehmens 
selbst Vorbehalten. Der Bezug erfolgt zumeist auf Grund be 
fristeter Abschlüsse derart, daß der Lieferant sich verpflichtet, 
dem Unternehmer ein bestimmes Quantum der vereinbarten Qua 
lität (wenn möglich auf Grund eines Musters) auf einmal oder in 
Teillieferungen zu bestimmten Zeitpunkten oder auf Abruf je 
nach Bedarf des Unternehmers, jedoch stets innerhalb eines als 
Maximalfrist bestimmten Zeitraumes zu liefern. Über das getroffene 
Übereinkommen wird ein Schlußbrief ausgestellt, dessen Bestim 
mungen sich den in der betreffenden Branche herrschenden Usancen 
anpassen werden. Durch solche Abschlüsse sichert sich der Unter 
nehmer einerseits die Möglichkeit, jederzeit über das Material ver 
fügen zu können und auch dann, wenn der Markt in dem be 
treffenden Artikel stark in Anspruch genommen wird, damit ver 
sorgt zu sein; anderseits aber bildet der für den ganzen Schluß 
vereinbarte Preis eine feste Grundlage für seine Kalkulation, die 
von den während der Abschlußdauer etwa eintretenden Preis 
schwankungen nicht mehr beeinflußt werden kann. Auch kann der 
Unternehmer hierdurch Platz in den Lagerräumen und Versiche 
rungsprämien ersparen, da er dann nur das für die nächste Zeit 
benötigte Quantum im Fabriksbereiche unterbringen muß. Ander 
seits haben solche langfristige Abschlüsse allerdings den Nachteil, 
daß der Lieferant aus dem eventuellen Sinken der Materialpreise 
für die Abschlußperiode keinen Nutzen mehr ziehen kann; ja eine 
nachträglich eintretende Verbilligung des Rohmateriales kann ihm 
zum Verhängnis werden, wenn er sich gezwungen sieht, die Ver 
kaufspreise seiner Fabrikate der Marktlage entsprechend zu er 
mäßigen, während er noch weiter das Rohmaterial zu dem zur 
Zeit des Abschlusses gütigen hohen Preise beziehen muß. Gegen 
diese Gefahr kann sich der Fabrikant zuweilen durch die Baisse 
klausel schützen, d. h. durch Aufnahme einer Vereinbarung in 
den Schlußbrief, daß der Kauf zwar zu dem darin angegebenen 
Preise erfolgt, dieser Preis aber nur solange gütig bleibt, als der 
Marktpreis der Ware nicht unter denselben sinkt; tritt letzterer 
Fall ein, so hat die Lieferung zum jeweiligen Marktpreise zu er-
	        
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