Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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endlich gehört zum laufenden Bedarfe alles, was die verschiedenen 
Bureaux und Laboratorien an Arbeitsmaterial benötigen, 
sowie die Gegenstände des Hausgebrauches (z. B. Putzmittel, 
Beleuchtungsgegenstände etc.). 
Wie man sieht, handelt es sich hier um die verschieden 
artigsten Warenkategorien, oft um sehr kleine, bald wieder um 
ganz bedeutende Quantitäten, hier um regelmäßig wiederkehren 
den, dort um ganz vereinzelten Bedarf. Es ist daher begreiflich, 
daß die Bewältigung dieser Einkaufsarbeit ein eigenes Bureau er 
fordert. Dasselbe ist jedoch nur als Zentralstelle aufzufassen, der 
art, daß daselbst sämtliche Lieferanten und die Offerte derselben 
evident geführt, die Bestellungen herausgegeben, die Einhaltung 
der Liefertermine kontrolliert und die Zahlung der Fakturen nach 
Richtigbefund veranlaßt wird. Dagegen ist es nicht Aufgabe des 
Einkaufsbureaus, die zu bestellende Ware auf ihre Qualität zu be 
stimmen und die benötigte Menge festzusetzen, sowie nach er 
folgter Lieferung die Einhaltung der diesbezüglichen Vorschriften 
seitens des Lieferanten zu prüfen. Was und wieviel bestellt werden 
soll, hat die Abteilung, bei welcher der Bedarf sich ergibt, zu 
melden. Es werden also das technische und das kaufmännische 
Bureau, das chemische Laboratorium etc. Offerte durch das Ein 
kaufsbureau einholen lassen und die Bestellung wird gleichfalls 
durch letzteres erfolgen; eine Ausnahme bilden dagegen die ein 
zelnen Werkstätten und andere unmittelbar mit der Fabrikation 
beschäftigte Abteilungen: Für diese ist der Lieferant das Ma 
terialmagazin, dieses läßt den gesamten Einkauf für die Fabri 
kation durch das Einkaufsbureau besorgen; die Wichtigkeit dieser 
Maßregel leuchtet ein: wenn jede Werkstätte durch das Ein 
kaufsbureau beziehen wollte, würde die Arbeit desselben derart 
umfangreich und unübersichtlich werden, daß eine Kontrolle des 
Materialein- und ausganges nicht möglich wäre. 
Der Hauptgrund, weshalb in jedem Betriebe eine scharfe 
Trennung zwischen Materialverwaltung (Magazin) und Einkaufs 
bureau durchgeführt werden soll, liegt in der Gefahr, durch 
eine Häufung der Agenden eine unrichtige oder ungenaue 
Erledigung hervorzurufen und das Interesse der Firma in bezug 
auf Qualität, Liefertermin und Preis der bestellten Waren nicht 
im gebotenen Maße zu wahren; dazu kommt aber als zweite Gefahr 
die Möglichkeit eines Einverständnisses zwischen Magazineur und 
Lieferanten. Magazineure oder Lagerverwalter sind Beamte niederer 
Kategorie, die außer möglichst genauer, durch langjährige Erfahrung 
erworbener Warenkenntnis, großer Präzision und Ordnungsliebe über 
weitere Qualitäten nicht verfügen müssen. Infolge der geringen an 
sie gestellten Anforderungen ist gewöhnlich auch die Bezahlung 
dieser Unterbeamten nicht allzu hoch; sie entspricht dem Durch 
schnittseinkommen eines Werkmeisters. Daß solch kleiner Be 
amter, wenn ihm durch die Übertragung des Einkaufes die Dis 
position mit größeren Werten ermöglicht wird, oft der Versuchung
	        
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