Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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und umsichtigen Meistern ist ein großer Teil des Erfolges eines 
joden Betriebes zu danken. Der Meister ist für alles, was in seiner 
Werkstätte vorgeht, verantwortlich: für das Schicksal einer jeden 
Bestellung von dem Momente an, wo er den Auftrag aus den 
Händen der Betriebsleitung oder bereits das vorgearbeitete Halb 
fabrikat von einer anderen Werkstätte empfängt, bis zur Ab 
lieferung ans Magazin oder die nächste Werkstätte; er setzt seine 
Unterschrift auf jede Anweisung, mittels welcher Rohmaterial dem 
Lager entnommen wird, auf jeden Begleitschein, der die tadellose 
Ausführung eines seine Werkstatt verlassenden Arbeitsstückes be 
stätigt; er verifiziert jeden Lohnverrechnungsbeleg des Arbeiters, 
da der darauf angewiesene Lohn nur nach Richtigbefund durch 
den Meister zur Auszahlung gelangt; er verteilt die Arbeit in 
seiner Werkstätte, vereinbart oft auch mit den Arbeitern die für 
ein neues Arbeitsstück zu zahlenden Akkordlöhne; in kleinen Be 
trieben obliegt ihm sogar die Einstellung der für seine Werkstätte 
notwendigen Arbeiter; in großen Unternehmungen erfolgt die 
Arbeiteraufnahme allerdings durch ein eigenes Bureau. Über neue, 
von den Arbeitern erhobene Forderungen oder Beschwerden, bei 
Differenzen zwischen Arbeiterschaft und Betriebsleitung wird von 
letzterer der Meister als berufenster Sachverständiger zu Rate 
gezogen. 
Diese wichtigsten Organe des Betriebes auf ihrem Posten 
zu erhalten, ist das begreifliche Bestreben jeder Betriebsleitung. 
Man trachtet daher, den Meister als Beamten zu engagieren, mit 
ihm wenn möglich keine wöchentliche Zahlung und Kündigung, 
sondern Monatsgehalt und langfristige Kündigungstermine zu ver 
einbaren. 
Der Gang einer Bestellung von ihrem Eintreffen im Werke 
bis zum Versand der fertigen Ware ist ungefähr folgender: 
Die Korrespondenzabteilung, bei welcher die gesamte Post 
einläuft, gibt den Auftrag unverzüglich an die Verkaufs- 
abteilung weiter; hier wird konstatiert, ob gegen die vom 
Kunden angegebenen Bedingungen bezüglich Preis, Zahlungskon 
dition, Liefertermin kein Einwand zu erheben ist; wird in der 
Bestellung auf Kataloge, Zeichnungen, Muster etc. Bezug genommen, 
so hat sich das Verkaufsbureau auch zu vergewissern, ob die 
Angaben des Auftrages unzweideutig sind und keiner weiteren 
Erklärung seitens des Kunden bedürfen. Falls der Auftrag in 
Ordnung befunden wurde, wird der Fabriksbestellschein in 
4 Exemplaren ausgefertigt, von denen eines im Verkaufsbureau 
verbleibt, die anderen 3 an das Bestellbureau der Betriebs 
leit ung weitergegeben werden. (SieheBeispiel:Fabriksbestellschein 
muster auf Seite 188.) 
Vom Verkaufsbureau werden allo Rubriken der Vorderseite 
mit Ausnahme des „Ausführungsvermerks” ausgefüllt. Von den 
5 an die Betriebsleitung weitergegebenen Exemplaren enthält je 
doch nur eines, das zum Verbleiben in den Akten der Betriebs-
	        
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