12
Zellulith läßt sich wie Horo verarbeiten und dient zur Herstellung
von Dichtungsringen (die gegen Einwirkung von Alkohol, Fetten,
Petroleum widerstandsfähig sind), als auch zur Herstellung von
Schmirgel- oder Karborundumschleifscheiben, wobei Zellulith als
Bindemittel dient.
Vulkanfiber.
Ebenso wie die Schwefelsäure wirkt auch Zinkchlorid auf
Zellulose verändernd ein. Dieses Produkt wird zumeist in Amerika
und in Deutschland hergestellt und Vulkanfiber genannt. Man
verwendet zur Fabrikation dünnes, ungeleimtes Papier, das durch
eine Zinkchloridlösung von bestimmter Konzentration (80 Prozent
Zinkchlorid enthaltend) bei 65 bis 70 Grad durchgezogen wird.
Das Papier quillt dadurch auf, genau so wie durch Schwefelsäure.
Es wird dieses Erzeugnis auf eine große Walze so lauge auf
gerollt, bis die entstandene Pappe die gewünschte Dicke hat. Dann
wird zwischen heißen Platten mäßig gedrückt, abgekühlt, an der
Luft getrocknet und die überschüssige Chlorzinklösung in Platten
form völlig mittels Wasser ausgewaschen.
Da sich die Schwefelsäure aus der Pappe nicht ganz ent
fernen läßt, kann diese nicht angewendet werden. Nach dem ersten
Auswaschen erfolgt ein Trocknen und dann läßt man sie, vor
Regen geschützt, wochenlang dem Einfluß der Luft und des W indes
ausgesetzt, wäscht wieder sorgfältig und kann die einzelnen Pappen
zu "dickerer Pappe oder Blöcke zusammenschweißen, aus denen
dann die Verbrauchsgegenstände geschnitten oder gesägt werden.
Die einzelnen Papierlagen sind durch diese Behandlung so fest
zusammengeschweißt, daß eine Schichtung nicht wahrzunehmen
ist. Dieses Produkt ist hart wie Horn und heißt vuieanized fibro.
Tränkt man es mit Glyzerin, so wird es biegsam (flexible fibre).
Das Material, das sehr elastisch ist, läßt sich hobeln, feilen*
fräßen, bohren, kurz wie Metalle verarbeiten. Man fäi’bt Vulkan
fiber grau, schwarz und rot. Sie eignet sich zur Herstellung von
Transportgefäßen, die viel herumgeworfen werden, wie Spinn
kannen, Spulenkannen, ferner zur Herstellung von Dichtungen,
Pumpenklappen, Bremsen, kurz überall, wo man ein hartes und
zähes Material braucht, Zahnräder für Maschinen, die einen
geräuschlosen Gang haben sollen. Es leitet die Elektrizität sehr
schlecht und wird deshalb viel als Isoliermaterial verwendet. Auch
Kofferüberzüge macht man aus Vulkanfiber. Sie sind so dauex-haft
wie aus Leder, aber viel leichter im Gewicht. Ebenso braucht man
Vulkanfiber zur Herstellung von Achsenringen, Rollen für Drucker
pressen. Die biegsame Vulkanfiber dient zur Herstellung von
Pumpenklappen, Ventilsitzen, Dichtungen für alkalische oder saure
Gase und Flüssigkeiten und sie dient auch, wie schon erwähnt,
als Ersatz für Leder. In Amerika werden zirka 40 Prozent des
Erzeugnisses exportiert. Im Jahre 1905 betrug der Wert der
exportierten Vulkanfiber 400.000 Dollar.